Sitzung: 19.07.2000 Ausschuss für Umweltschutz
Beschluss: noch nicht festgelegt
Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
Vorlage: M00/0361
Auf
dem Grundstück der ehemaligen chemischen Reinigung Segeberger Chaussee 51
wurden bei orientierenden Bodenluftuntersuchungen im Rahmen des
Untersuchungsprogramms für chemische Reinigungen im Januar 1991 stark erhöhte
Tetrachlorethengehalte festgestellt. Der direkt am Schadensherd gemessene Wert
betrug 1400 mg/m3. Im Bereich der “Alten Landstraße” wurden
noch Tetrachlorethenkonzentrationen von 13 bis 80 mg/m3 in der
Bodenluft gemessen. Als Ursache für die z.T. sehr hohen Bodenluftgehalte wurde
eine massive Verunreinigung des Bodens und des Grundwassers mit Tetrachlorethen
(Perchlorethylen bzw. “PER”) durch die chemische Reinigung ermittelt. Die vom
Entstehungsort der Verunreinigung ausgehende Schadstofffahne erreichte – wie
nachfolgende, detailliertere Untersuchungen ergaben – eine Ausdehnung bis ca.
500 m in Richtung Langenhorn (Ochsenzoll) und führte zu einer Gefährdung der
auf Hamburger Gebiet im Stadtteil Langenhorn befindlichen Trinkwasserbrunnen
des Wasserwerks Langenhorn.
Die
im Grundwasser vorhandenen Tetrachlorethengehalte betrugen vor Beginn der
Sanierungsmaßnahmen im Bereich der “Alten Landstraße” 12.000 – 19.000 µg/l.
An der südlichen Spitze des Bereichs mit Tetrachlorethen kontaminierten
Grundwassers im Bereich Ochsenzoll wurden noch Werte von 100- 400 µg/l im
Grundwasser gemessen.
Um eine weitere Ausdehnung der Verunreinigung
zu verhindern und um das hoch belastete Grundwasser zu reinigen, sind im Mai
1994 durch den Kreis Segeberg am Schadensherd (Segeberger Chaussee 51) sowie an der “Alten Landstraße” und “Am
Ochsenzoll” 3 Sanierungsbrunnen gebaut worden, von denen das verunreinigte
Grundwasser zur Sanierungsanlage an der Kreuzung “Alte Landstraße” / “Am
Ochsenzoll” gepumpt wurde. Für die Grundwasserbehandlung wurde eine zweistufige
Stripanlage in Containeraufstellung gewählt. Bei diesem Verfahren wird das
belastete Grundwasser mit Luft durchmischt und das darin enthaltene
Tetrachlorethen in der Luft angereichert. Die mit Tetrachlorethen beladene Luft
wird anschließend über Aktivkohle geleitet und der in der Luft enthaltene
Schadstoff daran adsorbiert. Das gereinigte Wasser wurde durch eine erdverlegte
Leitung dem Regenwassersiel in der Langenhorner Chaussee zugeführt. Die
Reinigungsleistung der Grundwasserbehandlungsanlage war so ausgelegt, dass im
Reinwasser die Tetrachlorethenkonzentration den Wert 10 µg/l nicht überschritt und
damit der Grenzwert der Trinkwasserverordnung (TVO) eingehalten wurde. Ergänzt
wurde die Grundwasserbehandlung durch eine Bodenluftabsaugung in Höhe der
“Alten Landstraße”.
Als
Sanierungsziel für die Grundwasserreinigung wurde ein Wert in Höhe von 10 µg/l
angestrebt. Dieser Wert wurde nach 6-jährigem Betrieb dauerhaft erreicht. Ein
weiterer Betrieb der Anlage war aus Sicht der Kreiswasserbehörde nicht mehr
notwendig. Die Anlage wurde deshalb am 20.06.2000 stillgelegt und abgebaut.
Seit Ostern 1993 wird von der Hamburger
Umweltbehörde im Bereich der maximalen Ausdehnung des mit Tetrachlorethen
belasteten Grundwassers in Höhe des Bahnhofs Ochsenzoll ein Abwehrbrunnen
betrieben. Aus dem Abwehrbrunnen wird das mit Tetrachlorethen belastete
Grundwasser permanent abgepumpt. Auf diese Weise wird das weitere Vordringen
des schadstoffbelasteten Grundwassers nach Süden – entsprechend der
Grundwasserfließrichtung – verhindert. Diese Anlage bleibt weiterhin in
Betrieb.
Die
Kosten für die gesamte Sanierungsmaßnahme auf Norderstedter Gebiet wurden zu 30 % vom Land Schleswig-Holstein und zu
70 % vom Kreis Segeberg getragen.