Sitzung: 17.01.2001 Ausschuss für Umweltschutz
Beschluss: noch nicht festgelegt
Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
Vorlage: M00/0626
In der Sitzung des
Ausschusses für Umweltschutz am 18.10.2000 wurde bei TOP 3.1 “Maßnahmen zum
Erreichen des Klimaschutzziels; hier: Antrag der SPD-Fraktion vom 9.10.2000”
der Wunsch geäußert, einen Sachstandsbericht zu den vorhandenen städtischen
Solaranlagen zu erhalten. Dieser Bericht wird hiermit gegeben.
In Norderstedt
existieren insgesamt fünf Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden. Dabei handelt
es sich um
-
2 Solarthermie-Anlage zur Warmwasserbereitung
-
3 Photovoltaik-Anlagen zur Stromgewinnung
mit Hilfe von
Sonnenenergie.
1.
Solar-Anlagen auf
dem Dach der Stadtwerke
Nach Auskunft der
Stadtwerke Norderstedt, Herr Lötzerich, vom 23.10. 2000 sind die beiden Anlagen
auf dem Dach der Stadtwerke um das Jahr 1990 herum errichtet worden. Sie weisen
folgende technische Daten auf:
Anlagentyp |
Installierte Leistung |
Größe |
Kosten
|
-
Solarthermie |
ca.
2,5 kW |
ca. 6 m² |
ca. 15.000 DM |
-
Photovoltaik |
ca. 2,5
kW |
ca. 25 m² |
ca. 70.000 DM |
2.
Photovoltaik-Anlage
auf dem Dach des Erlebnisbades “Arriba”
Auf dem Dach des
Arriba wurde im Jahr 1994 eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen. Hier
musste aus statischen Gründen auf die zusätzliche Errichtung einer Solarthermie-Anlage
verzichtet werden. Die Leistungsmerkmale dieser Anlage sehen folgendermaßen
aus:
Anlagentyp
|
Installierte Leistung
|
Größe |
Kosten |
-
Photovoltaik |
81,6 kWp |
806
m² 1612
Panels |
ca.
1.400.000 DM (inkl.
Förderung) |
Die Angaben zur installierten Leistung (kWp = Kilowatt-peak d.h.
Spitzenleistung) beziehen sich auf Herstellerangaben. Sie geben lediglich eine
theoretische Ausbeute unter Standardbedingungen an.
Bislang erbrachte die auf dem Arriba installierte Photovoltaik-Anlage
die in der folgendeTabelle zusammengestellten Erträge:
Jahr |
Reale Leistung |
Solare Ernte |
Geschätzter finanzieller Wert |
1995 |
61,7 |
46.842 |
9.368,40 DM |
1996 |
63,7 |
51.857 |
10.371,40 DM |
1997 |
64,3 |
59.392 |
11.878,40 DM |
1998 |
61,7 |
47.478 |
9.495,60 DM |
1999 |
51,1 |
50.000 |
10.000,00 DM |
|
255.569 |
51.113,80 DM |
Für die Berechnung der Einnahmen wurde pauschal ein Strompreis von 0,20
DM / kWh zu Grunde gelegt. Die Photovoltaik-Anlage wurde als Pionieranlage
installiert. Es war bereits zum damaligen Zeitpunkt klar, dass diese Anlage
nicht wirtschaftlich zu betreiben sein würde. Das Image der modernen,
zukunftsweisenden und sauberen Energieerzeugung aus Sonnenlicht stellte jedoch
einen wichtigen Werbefaktor für die Stadtwerke dar.
3.
Solaranlage
Grund- und Hauptschule Friedrichsgabe
Die thermischen Solaranlage auf dem Dach der Grund- und Hauptschule
Friedrichsgabe wurde im Herbst 1998 in Betrieb genommen.
Sie leistet einen spürbaren Beitrag zur Erwärmung des Badewassers im
Lehrschwimmbecken. Die Anlage ist so konzipiert, dass immer alle erzeugte
Energie im Schwimmbecken genutzt werden kann. Dadurch kann ein Fünftel der
erforderlichen Heizenergie durch die solare Wärmeerzeugung eingespart werden.
Der restliche Energiebedarf wird durch eine Gasheizung gedeckt.
Durch die Solaranlage auf der Grund- und Hauptschule Friedrichsgabe
ist eine jährlich Energieeinsparung von etwa 30.000 kWh bzw. 4000 m³ Gas
gegeben. Jahr für Jahr bedeutet das eine Minderung der CO2-Emissionen
von ca. 10 Tonnen.
Technische Probleme mit dem Messwerk des Wärmemengenzählers führten
dazu, dass die reale Wärmeausbeute nicht exakt beziffert werden kann. Die
Anlage wurde im Herbst 2000 von der Investitionsbank Schleswig-Holstein als
Förderinstitution begutachtet und abgenommen. Hierbei wurde festgestellt, dass
die Anlage gut läuft. Ein Display für den solaren Wärmeertrag und
Erklärungstafeln machen die Anlage pädagogisch nutzbar.
Anlagentyp
|
Installierte Leistung
|
Größe |
Kosten |
-
Solarthermie |
33
KW |
60
m² |
98.000
DM (-26.970
DM Förderung) |
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung:
Die in der Solar-Anlage erzeugte Wärmemenge kann derzeit aus oben
genannten Gründen nur geschätzt werden. Sie liegt bei mindestens 25.000 kWh/a.
Wird der von den Stadtwerken Norderstedt zur Zeit berechnete Wärmepreis von 9,32
Pfennig / kWh zu Grunde gelegt, dann trägt sie zu jährlichen Kostenersparnissen
von mindestens 2.330 DM bei.
Unter der Annahme, dass sowohl der energetische Ertrag als auch der Wärmepreis
konstant bleiben, amortisiert sich die Anlage erst nach 30 Jahren Betrieb. Dabei
handelt es sich voraussichtlich um zu pessimistische Annahmen, weil die realen
Erträge vermutlich höher liegen und mit steigenden Energie- und damit auch
Wärmepreisen zu rechnen ist. Bei einer garantierten Lebensdauer von 20 Jahren
kann sich diese Anlage durchaus auch wirtschaftlich lohnen.
4.
Photovoltaikanlage
auf dem Dach des Lise-Meitner Gymnasiums
Im Rahmen des Förderprogramms Sonne online in Kooperation mit der
Schleswag / PreussenElektra wurde im Sommer 1999 eine Photovoltaik-Anlage auf
dem Dach des Lise-Meitner-Gymnasiums errichtet und im August in Betrieb
genommen. Sie weist folgende Kennzahlen auf:
Anlagentyp
|
Installierte Leistung
|
Größe |
Kosten |
-
Photovoltaik |
1,1 kWp |
60
m² |
3.000
DM |
Die Angaben zur installierten Leistung stellen wiederum
Herstellerinformationen dar. Die solare Ernte für das erste komplette
Betriebsjahr lag bei 750 kWh. Kosten über den Eigenanteil der Schule sind nicht
bekannt.
Der Strom wird nicht in das öffentliche Netz eingespeist, sondern
direkt in der Schule genutzt. Detailliertere Daten konnten wegen des
komplizierten Zählersystems bislang nicht erfasst werden. Unter der –
angesichts der Einspeisevergütung vom 0,99 DM – sehr vorsichtigen Annahme eines
Strompreises von 0,20 DM / kWh würde sich der Eigenanteil der Schule innerhalb
von 20 Jahren amortisieren; bei Einspeisung in das öffentliche Netz in
lediglich 4 Jahren. Das stellt angesichts der nicht bekannten Gesamtkosten
jedoch keine Wirtschaftlichkeitsberechnung dar.
Fazit:
Die Stadt Norderstedt hat in den letzten 10 Jahren mehrfach
Solar-Anlagen errichtet, die als Pionier- und Demonstrationsanlagen für den
Einsatz der regenerativen Solarenergie fungieren. Wirtschaftliche Überlegungen
standen dabei zu Gunsten ökologischer Aspekte im Hintergrund. Die sich
abzeichnende Energiepreisentwicklung trägt jedoch dazu bei, dass sich auch bei
diesen Anlagen der Satz “Ökologie ist Langfrist-Ökonomie” bewahrheiten kann,
sogar bei einer rein betriebswirtschaftlichen Betrachtung.
Detailliertere Amortisationsrechnungen sind derzeit nicht möglich, da
§
die
Anlagen nicht konsequent auf eine Wirtschaftlichkeitsanalyse hin ausgelegt,
§
die
Energiepreise zur Zeit stark in Bewegung und
§
zusätzliche
Rahmenbedingungen – wie die Einspeisevergütung für Solarenergie –
zwischenzeitlich eingeführt wurden und für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit
von Bedeutung
sind.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gilt:
§
Im
kommunalen Bereich kommt die Brauchwassererwärmung für Turnhallen und
Schwimmbecken für den Einsatz solarthermischer Anlagen in Frage. Hier befinden
sich technisch ausgereifte Anlagen auf dem Markt, die bei weiter steigenden Energiepreisen
die Schwelle zur Wirtschaftlichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichen
können (Investitionsbank Schleswig-Holstein, 2000).
§
Die
emissionsfreie Erzeugung von Strom in Photovoltaik-Anlagen ist durch die
Einspeisung in das öffentliche Netz für alle kommunalen Liegenschaften einsetzbar.
Mit der Gewährung einer Einspeisevergütung in Höhe von 99 Pfennigen / kWh und
den zinslosen Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau für
Photovoltaik-Anlagen sollen diese ebenfalls an die Schwelle der Wirtschaftlichkeit
herangeführt werden. Entscheidend dafür wird die Frage sein, ob durch eine
Produktion in großen Stückzahlen die Anschaffungskosten weit genug gesenkt
werden können. Derzeit ist daher die Entwicklung der Kapitaldienste in Relation
zu den Erträgen in jedem Einzelfall fachkundig zu prüfen.
Frau Farnsteiner beantwortet
Fragen der Mitglieder.
Protokollauszug:
Amt 15