Sitzung: 28.05.2020 Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr
Vorlage: M 20/0162
In der
Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr am 05.09.2019 wurde
durch einstimmigen Beschluss die hauptamtliche Verwaltung beauftragt, für
folgende vier Buslinien eine verbesserte Taktverdichtung an den Wochenenden
(und deren Kosten) zu prüfen:
1. Buslinie 293 Samstag und Sonntag 20 Minuten Takt bis zur
Haltestelle
„Am Gehölz“ (statt 40 Minuten);
2. Buslinie 493 Samstag und Sonntag 20 Minuten Takt (statt 40
Minuten);
3. Buslinie 494 Sonntag alternativ 40/30 oder 20 Minuten-Takt
(statt 60 Minuten);
4. Buslinie 278 Samstag und Sonntag 30 Minuten Takt (statt 40
Minuten).
Hierzu
sollte mit der (gesetzlichen für den Bus-ÖPNV zuständigen) Kreisverwaltung
Segeberg (unter Beteiligung des HVV) verhandelt und die entsprechenden
Ergebnisse im Anschluss dem Ausschuss vorgelegt werden.
(Prüf-)Ergebnis
/ Zwischennachricht:
Die
hauptamtliche Verwaltung hat bereits am 12.09.2019 mit dem zuständigen
ÖPNV-Träger (in diesem Falle die Südholstein ÖPNV Verwaltungsgemeinschaft =
SVG, als Vertreter/ in der gesetzlich zuständigen Kreise Pinneberg,
Dithmarschen und Segeberg) in dieser Sache Kontakt aufgenommen und seither
einige Verhandlungs- und Abstimmungsgespräche zu diesem komplexen Thema
geführt.
Inzwischen
wurde der o. g. Prüfauftrag fachlich untersucht, technisch in die vorhandene
Linienführung methodisch eingestellt und schlussendlich auch finanziell durchgerechnet.
Dabei wurden, abweichend vom politisch
beschlossenen (Prüf-)Auftrag, nicht nur Taktverdichtungen an den Wochenenden,
sondern auch innerhalb der Arbeitswoche (von Mo. bis Fr.) mit angenommen. Die
Begründung dafür beruht insbesondere auf der Tatsache, dass die
(Berufs-)Verkehrsnachfrage zwischen Montag und Freitag sehr viel stärker als an
den Wochenenden ist. Schon deshalb wäre es unökonomisch und für die meisten
ÖPNV-Stammkunden auch nicht nachzuvollziehen, dass nur an Wochenenden
Takt-Verdichtungen vorgenommen würden (und damit an Samstagen und Sonntagen in
der Stadt Norderstedt dort ein besseres, dichteres Angebot als in der Woche
bestünde).
Weiterhin wäre es aus fachlicher Sicht für
alle Kunden des Bus-ÖPNV-Angebotes in der Stadt Norderstedt sehr verwirrend und
letztlich nicht nachvollziehbar, dass im Einzugsbereich des Stadtparkes drei
verschiedene Taktzeiten (20, 30 und 40 Minuten Takt) verkehren. Das vorhandene
Taktangebot in unserer Stadt gestaltet sich dadurch noch unübersichtlicher und
uneinheitlicher.
Die Empfehlung der Stadtverwaltung und auch
der SVG des Kreises (es besteht ja schon länger ein ÖPNV-Verbesserungskonzept
für die Stadt Norderstedt, welches bisher nicht zur Umsetzung beschlossen
wurde) lautet deshalb auch an dieser Stelle:
Innerhalb der gesamten Stadt Norderstedt wäre
es unerlässlich, mittelfristig einen lückenlosen (einheitlichen) 20-Min-Takt zu
etablieren und nicht punktuell verschiedene Taktzeiten einzuführen.
Nur so könnte die ÖPNV-Angebotsqualität
nachhaltig gesteigert werden und es entstünde ein transparentes und einfach
nachvollziehbares Angebot für alle Nutzer.
Einzig stadtweite einheitliche, konsequente
und drastische Taktverdichtungen führen zu spürbaren Verkehrsverlagerungen (vom
Kraftfahrzeug hin zum ÖPNV) und sorgen im Ergebnis schließlich dafür, in der
Summe Verkehrsreduzierungen zu erreichen.
Auch deshalb wurde von dem, im politisch
beschlossenen Prüfauftrag enthaltene Ansatz abgesehen, die Buslinie 278 auf
einen 30-Min-Takt zu verdichten. Dazu kommt, dass ein 30-Min-Takt systematisch
nicht mit dem ansonsten vorgesehen 20-Min-Takt (oder 40-Minuten Takt)
harmoniert, weshalb ein solcher Takt allenfalls auf den von außen einbrechenden
Regionalbuslinien vertretbar wäre, nicht aber auf einer der nachfragestärksten
und wichtigsten Norderstedter Stadtbuslinien.
Um den damit verbundenen finanziellen
Mehraufwand zu begrenzen, wurde die Buslinie 494 zunächst in diesem Vorschlag
nicht verdichtet, da diese nur auf sehr kurzen Streckenabschnitten verkehrt,
auf denen sie nicht durch andere Buslinien überlagernd ergänzt wird.
Zusammenfassend würden durchgehende,
lückenlose 20-Min-Takte (von Montag bis Sonntag) auf den Buslinien 278, 293,
393 und 493, mit Ausnahme der in die Gewerbebiete Glashütte (278 ist dort
leicht ausgeweitet) und Harkshörn (393 verkehrt dann unverändert) führenden
Linienabschnitte, einen Finanzierungsbedarf von insgesamt:
rd. 935.000,00 T€ im Jahr (Preisstand
2020) auslösen.
Fazit:
Eine Umsetzung des o. g. Prüfauftrages ist
technisch möglich würde aber im Verhältnis zum Nutzen (punktuelle und nicht
stadtweite Takt-Verbesserung) vergleichsweise hohe jährliche Kosten
verursachen. Der vorhandene Haushaltsansatz auf dem Produkt/Konto (Zuschüsse
für verbundene Unternehmen) wäre ab dem Jahr 2021 (Fahrplanwechsel) um
935.000,00 auf dann insgesamt rd. 1.140,000,00 € zu erhöhen.
Grundsätzlich wird die
Umsetzung einzelner, punktueller Taktverbesserungen im Stadtgebiet nicht
empfohlen, da hierdurch für alle Nutzer immer weniger nachvollziehbar ist, zu
welcher Tages-Zeit, bzw. mit welchem Taktintervall die unterschiedlichen
Haltestellen bedient werden, bzw. warum beispielsweise die Bedienung des
Stadtparkes (im Gegensatz zum z. B. Einkaufszentrum Alstertal oder des ARRIBA
Erlebnisbades) temporär häufiger erfolgt.
Alternativ wird
empfohlen, in einer der nächsten Sitzungen Vertreter der SVG zu einem
Besprechungspunkt einzuladen und in diesem Zusammenhang o. g. Prüfergebnis zu erläutern
und zudem auch nochmals die Ergebnisse des SVG-Gutachtens
„Optimierungspotenziale im Norderstedter Bus-ÖPNV“ aufzuzeigen.
Hierzu haben sich die
Kollegen des Kreises (Mitarbeiter der SVG) bereits gerne bereit erklärt und
würden, zusammen mit der Verwaltung, dem Ausschuss auch weitere ganzheitliche
Optimierungsmöglichkeiten für den Bus-ÖPNV in der Stadt Norderstedt vorstellen.
In diesem Zusammenhang
könnte u. a. auch nochmals dargestellt werden, warum zusätzliche
ÖPNV-Investitionen für Taktverdichtungen nachweisbar sinnvoller und effektiver
als Preisnachlässe sind.
Schlussendlich wurde in
der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr am 16.01.2020
(aufgrund eines Antrages des Kinder- und Jugendbeirates / siehe Vorlage A19/0765)
ebenfalls einstimmig beschlossen, dass
- die hauptamtliche Verwaltung prüfen möge, inwiefern eine
Taktverdichtung auf welchen Buslinien sinnvoll und notwendig ist und
- wie die Stadt Norderstedt für eine Taktverdichtung im ÖPNV sorgen
kann.
Auch dieser Prüfauftrag
könnte / müsste sinnvoller Weise in Zusammenhang eines Besprechungspunktes in
eine der nächsten Sitzungstagesordnungen aufgenommen werden und dann öffentlich
detailliert beantwortet und diskutiert werden, da er zum einen in kausalem Zusammenhang
zu dem Antrag aus dem Jahr 2019 steht und zum anderen aufgrund seiner
Komplexität (ohne Richtungsdiskussion) nicht schriftlich zu beantwortet ist.
Insofern schlägt die
Verwaltung vor, in einer der nächsten Sitzungen, zusammen mit den Gästen der
SVG, beide o. g. Themen (zunächst) als Besprechungspunkt (weiter) zu behandeln.