Sitzung: 19.06.2002 Ausschuss für Umweltschutz
Beschluss: noch nicht festgelegt
Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
Vorlage: M02/0243
Frau
Hahn fragt an: “Kann der Bereich Abfallwirtschaft auch in einem Schichtbetrieb
gefahren werden wie in Hamburg?”
Stellungnahme
der Verwaltung:
Die
Einführung eines Schichtbetriebes im Bereich der Abfallwirtschaft ist eine von
zahlreichen Überlegungen der Verwaltung, die Wirtschaftlichkeit dieses
Bereiches zu erhöhen. Die Verwaltung hat sich bereits vor einigen Jahren mit
diesem Thema auseinander gesetzt und dabei folgende (im Zahlenteil jetzt
aktualisierte) Erkenntnisse gewonnen:
Die
Arbeitszeiten im Schichtbetrieb werden in HH für den Zeitraum von 6.00 - 22.00
Uhr festgesetzt, diese Regelung würde in Norderstedt dann ebenfalls als Basis
für die weiteren Überlegungen dienen.
Ein
Schichtbetrieb bietet sich vor allem in Bereichen an, bei denen Anlagegüter
(Investitionen) in Folge der daraus resultierenden Abschreibungen und
Verzinsungen einen hohen Fixkostenanteil bilden. Zu diesen Anlagegütern zählen
im Bereich der Abfallwirtschaft vor allem Umschlagstationen,
Müllverbrennungsanlagen, Deponien und - in geringem Maße - auch Fahrzeuge.
Das
Betriebsamt der Stadt Norderstedt hat als Anlageinvestitionen lediglich den
Bereich der Sammelfahrzeuge aufzuweisen.
Ein
Schichtbetrieb hätte rein rechnerisch die Halbierung des Fahrzeugbestandes zur
Folge.
Während
in Hamburg durch die Öffnungszeiten der Müllverbrennungsanlage Stellingen die
Fahrzeuge bis zu 22.00 Uhr eine geöffnete Annahmestelle vorfinden, muss dazu
passend die Umschlagstation in der Oststraße für die selbe Zeit geöffnet sein.
Gleiches gilt für die Bioabfallannahme im Kompostwerk Bützberg.
Damit
verschieben sich die Öffnungszeiten in der Oststraße von bisher 16.00 Uhr
Arbeitsende auf dann 22.00 Uhr. Nach ersten überschlägigen Kalkulationen des
WZV fallen für die um
6 Stunden verlängerte Betriebszeit in der Oststraße zusätzliche Kosten in Höhe
von
rd. 60.000 € pro Jahr an. Hierin enthalten sind die Personalkosten mit
Schichtzulage. Weitergehende genauere Berechnungen führt der WZV bei Bedarf
durch (s. Anlage 1).
Die Geschäftsleitung der Kompostanlage Bützberg
konnte noch keine Zahlen nennen; eine Bereitschaft, alleine für 2
Sammelfahrzeuge aus Norderstedt die Öffnungszeiten zu verlängern, ist nicht
erkennbar (s. Anlage 2). Für die Einsammlung von Sperrmüll (Abgabe z.Z. beim
Recyclingzentrum Nützen) sowie von Strauchwerk (z.Z. Abgabe in Bützberg) und
Weihnachtsbäumen (z.Z. K+E, Norderstedt) müssten entsprechend verlängerte
Entsorgungszeiten zur Verfügung stehen.
Die
Müllmenge, die pro Tag eingesammelt wird, bleibt gleich. Ebenso die Anzahl der
geleerten Behälter.
Der
Schichtbetrieb wirkt sich damit
kostenreduzierend auf die Abschreibungen,
Verzinsung und Wartungs/Vorhaltekosten der Fahrzeuge,
kostenerhöhend für die Personalkosten
Betriebsamt und verlängerte Öffnungszeiten der Annahmestellen Oststraße und
Kompostwerk Bützberg aus.
In
der Gegenüberstellung ergibt sich folgendes Bild:
Vorgaben für die Berechnungen
·
Der
Restabfall wird künftig von drei Fahrzeugen (bisher 5 Fzg.) in zwei
Schichten abgeholt:
§
erste
Schicht mit 3 Fahrzeugen von 06:00 bis 14:00 Uhr
§
zweite
Schicht mit 2 Fahrzeugen von 14:00 bis 22:00 Uhr
·
Der
Bioabfall wird künftig von zwei Fahrzeugen (bisher 4 Fzg.) in zwei
Schichten abgeholt, Zeiten wie beim Restabfall.
·
Für
die Berechnung der kalkulatorischen Fahrzeugkosten wird der aktuelle
Bestand zuzüglich der derzeit laufenden Neubeschaffung eines
Rest-/Bioabfallfahrzeuges zu Grunde gelegt.
Gegenüberstellung 1-Schicht- / 2-Schicht-Betrieb
|
1-Schicht-Betrieb |
2-Schicht-Betrieb |
Personalkosten: |
|
|
15 Mitarbeiter Abfuhr Restmüll |
701.100 € |
701.100 € |
12 Mitarbeiter Abfuhr Biomüll |
327.500 € |
327.500 € |
+
Mehrkosten durch Schichtdienst |
--- |
28.910 € |
+
Mehrkosten Nachtarbeit (nach 20:00 Uhr) |
--- |
6.560 € |
Fahrzeugkosten: |
|
|
Fahrzeugunterhaltung |
85.000 € |
74.600 € |
kalkulatorische Kosten |
71.800 € |
71.800 € |
Abfallentsorgung: |
|
|
+ Längere Öffnung der MUS |
--- |
60.000 € |
+ Längere Öffnung des
Kompostwerkes (soweit möglich) |
--- |
? € |
SUMME |
1.185.400 € |
1.270.470 € |
ÄNDERUNG
(bedeutet
hier Mehrkosten) |
|
+ 85.070 € |
Erläuterungen
Zu Personalkosten:
·
Bislang
erfolgt die Abholung des Restmülls durch fünf Fahrzeuge mit jeweils drei
Mitarbeitern Besetzung (Fahrer und zwei Lader), insgesamt also 15 Personen.
Durch die oben geschilderte Umstellung würde sich keine Änderung der
Mitarbeiterzahl ergeben. Mithin sind auch Personalkosten (Löhne) in
gleicher Höhe anzusetzen: Betrag gemäß Kalkulation 2002 =
701.100 €.
·
Bislang
erfolgt die Abholung des Biomülls durch vier Fahrzeuge mit jeweils drei Mitarbeitern
Besetzung (Fahrer und zwei Lader), insgesamt also 12 Personen. Durch die oben
geschilderte Umstellung würde sich keine Änderung der Mitarbeiterzahl
ergeben. Mithin sind auch Personalkosten (Löhne) in gleicher Höhe anzusetzen:
Betrag gemäß Kalkulation 2002 = 327.500 €.
·
Schichtlohnzuschlag und Schichtzulage sind abhängig von der
Lohngruppe. Für die überschlägige Berechnung werden hier 76,22 €
Schichtlohnzuschlag und 102,26 € Schichtzulage je Monat und Mitarbeiter
angenommen:
76,22 € + 102,26
€ =
178,48 € |
|
178,48 € x 15 Mitarbeiter x 12 Monate = |
32.126,40 €/Jahr |
/2 = Anteil für Restmüll = |
16.060 € |
178,48 € x 12 Mitarbeiter x 12 Monate = |
25.701,12 €/Jahr |
/2 = Anteil für Biomüll = |
12.850 € |
SUMME = |
28.910 € |
·
Für
die Arbeit nach 20:00 (bis 22:00) Uhr sind für zwei Schichten Zeitzuschläge
für Nachtarbeit zu zahlen. Nach einer überschlägigen Berechnung belaufen
sich diese auf:
2 Std. x 5 Tage/Woche x 52 Wochen = 520 Std. / Jahr |
|
520 Std. x 2,23 €/Std. für MA L5a (Fahrer) = |
1.160 € |
520 Std. x 2,04 €/Std. für MA L3a (Lader) x 2! = |
2.120 € |
Pro Besatzung = |
3.280 € |
x 2 = |
6.560 € |
Zu Fahrzeugkosten:
·
Für
die Fahrzeugunterhaltung (Betriebstoff, Versicherung / Steuern, Wartung,
Dekra, Reparaturen...) werden die Kosten je Fahrzeug und Jahr wie folgt
geschätzt:
|
Abrechn. 2001 |
1 Schicht |
2 Schicht |
Betriebstoff
|
9.000 € |
10.000 € |
20.000 € |
Versicherung / Steuern |
2.400 € |
2.400 € |
2.400 € |
Reparaturen, Wartung,
Pflege, Dekra etc. |
5.400 € |
5.600 € |
8.400 € |
SUMME |
16.800 € |
18.000 € |
30.800 € |
x Fahrzeuge Rest + Biomüll: |
|
4 |
2 |
= |
|
72.000 € |
61.600 € |
+ 1 Fahrzeug nur Restmüll (alle 2 Wochen ->
halbe Betriebstoffkosten) |
|
13.000 € |
13.000 € |
SUMME |
|
85.000 € |
74.600 € |
·
Für
die kalkulatorischen Kosten (Abschreibung und Verzinsung) wird der
aktuelle Fahrzeugbestand zuzüglich eines in 2002 neu zu beschaffenden
Rest-/Biomüll-Fahrzeuges zu Grunde gelegt:
Fahrzeug |
Abschreibung |
Verzinsung
|
Summe |
SE-NEU, Bj. 2002 |
23.000 € |
4.700 € |
27.700 € |
SE-2160, Bj. 2000 |
23.000 € |
4.700 € |
27.700 € |
SE-2175, Bj. 1997 |
13.600 € |
2.800 € |
16.400 € |
SE-2039, Bj. 1992 |
Abgeschrieben – 1992 beschafft |
0 € |
|
SE-2301, Bj. 1991 |
Abgeschrieben – 1991 beschafft |
0 € |
|
SE-2286 (nur Restabfall) |
Abgeschrieben – 1990 beschafft |
0 € |
Beträge für SE-2175 und
SE-2160 gemäß Ergebnis 2001 auf volle 100 € gerundet;
SE- NEU entsprechend SE-2160
vorläufig geschätzt
Bei 1-Schicht-Betrieb sind drei Fahrzeuge im
Einsatz, deren kalkulatorische Kosten in voller Höhe einzurechnen sind. Die
bei 2-Schicht-Betrieb zusätzlich erforderlichen Fahrzeuge sind bereits
abgeschrieben, so dass sich dadurch (bis zu einer ev. Neu-Beschaffung!)
nicht die Höhe der kalkulatorischen Kosten ändert:
SUMME 1-SCHICHT-BETRIEB |
71.800 € |
SUMME 2-SCHICHT-BETRIEB |
71.800 € |
Nicht berücksichtigt sind die für den 2-Schicht Betrieb eigentlich
notwendigen verkürzten Abschreibungszeiträume. Ein Fzg. im
Schichtbetrieb erreicht bereits nach der Hälfte der “normalen”
Abschreibungsdauer seinen Ersatzzeitpunkt!
Zu Abfallentsorgung:
·
Eine
Veränderung der anfallenden Abfallmengen durch die Umstellung der Abholung auf
2-Schicht-Betrieb ist nicht zu erwarten. Die Entsorgungskosten bleiben bei
dieser Berechnung daher unberücksichtigt.
·
Die
Anlieferung des Restmülls an der MUS Oststraße muss bis zum Ende
der zweiten Schicht möglich sein. Die hierfür anfallenden Mehrkosten werden vom
WZV vorläufig auf etwa 60.000 € beziffert, siehe Anlage 1 (Fax
vom 30.04.2002).
·
Die
Anlieferung des Biomülls am Kompostwerk Bützberg müsste bis zum
Ende der zweiten Schicht möglich sein, dies ist aber nur bis 15:30 Uhr
möglich. Eine Ausweitung der Anlieferungszeiten ist gegenwärtig nicht
geplant, siehe Anlage 2 (Fax vom 02.05.2002).
Sonstiges:
·
Für
die sonstigen Ansätze (Personalkosten Verwaltung Amt 70,
Verwaltungskostenbeiträge etc.) sind keine Änderungen durch eine Umstellung
auf 2-Schicht-Betrieb zu erwarten. Daher bleiben sie hier unberücksichtigt.
Der
Bereich der Sperrmüllabfuhr stellt sich ähnlich dar, eine kalkulatorische
Berechnung haben wir aus Gründen der Übersichtlichkeit jetzt nicht aufgeführt!
Die Einführung eines
Schichtbetriebes analog dem Modell der Hamburger Stadtreinigung wirkt sich
in Norderstedt nicht kostenreduzierend, sondern kostenerhöhend aus.
Ursächlich
hierfür sind in erster Linie die im Verhältnis zu Hamburg sehr geringen
Anlageinvestitionen, die für Norderstedt nur im Bereich der Fahrzeugbeschaffung
anfallen. Würde das Betriebsamt die Abfälle selbst umschlagen (z. B. auf einer
Erweiterungsfläche auf dem Gelände des Bauhofes Friedrich-Ebert-Straße) so
würde sich durch die dann getätigten Investitionen möglicherweise eine andere
Kostenverteilung ergeben, die zu Gunsten eines Schichtbetriebes ausfallen
könnte.
Nicht
untersucht wurden vom Betriebsamt die Auswirkungen auf die Bevölkerung; aus
Hamburg sind Akzeptanzprobleme im Bereich der Einfamilienhausbebauung bei einer
entsprechend späten Abholung des Mülls bekannt.
Nach
hiesigen Erkenntnissen ist Hamburg dabei, den 2 - Schichtbetrieb wieder
einzustellen.
Nachfolgend
werden die Maßnahmen aufgeführt, die das Betriebsamt 1997 eingeführt/ umgesetzt
hat, mit dem Ziel, auch in diesem durch Gebühren finanzierten Bereich,
Kostensenkungen zu erzielen:
1.
Einführung
eines monatlichen Arbeitszeitkontos mit dem Ziel, Überstunden abzubauen
(Vergleich Rechnungsergebnisse Lohnkosten Restmüll 1998: 1.964.068,35,--
DM und Lohnkosten 2001: 1.861.925,94 DM.) Das bedeutet, dass trotz der
Tarifsteigerungen und der Änderungen in den persönlichen Verhältnissen der
Beschäftigten die Lohnkosten in den letzten vier Jahren um insgesamt rund 1,00 %
gesunken sind. Einsparung jährlich ca. 100.000,-- DM!
2.
Erneuerung
der Fahrzeugtechnik und Einsatz von 3-Achsfahrzeugen mit der Folge der
Reduzierung von Entsorgungsfahrten zur Umschlagstation bzw. nach Nützen (trägt
vor allem zum Abbau der Überstunden und damit direkt zur Lohnkostensenkung bei,
Einsparung s. bei 1.).
3.
Kostensenkungen
für den Transport der Abfälle von der Müllumschlagstation Oststraße zur Deponie
(1998: 63,-- DM je Tonne, 2002: 41,50,-- DM je Tonne), Einsparung
jährlich ca. 215.000,-- DM!
4.
Änderung
der Entsorgungspreise für Sperrabfall Firma Brockmann (1998: 378,79,-- DM je
Tonne, 2002: 229,68,-- DM je Tonne), Einsparung jährlich ca. 463.000,--
DM!
5.
Änderung
der Annahmepreise für Bioabfall (1998: 261,05,-- DM je Tonne, 2002: 195,77-- DM
je Tonne), Einsparung jährlich ca. 360.000,-- DM!
Die
Bemühungen des Betriebsamtes, die Abfallgebühren auf einem stabilen niedrigen
Niveau zu halten, sind erfolgreich.
Vergleichsweise
sind hier die Abfallgebühren für die Jahre 1998 und 2002 für einen 120
Literbehälter mit 2-wöchentlicher Entleerung ohne Transport aufgeführt.
1998:
11,20 € je Monat
2002:
11,10 € je Monat (neue Gebühr!).
Landesweit
bietet Norderstedt damit ein überragend hohes Maß an Pflicht-, vor allem aber
an freiwilligen Serviceleistungen zu äußerst günstigen Gebühren.
Weitere
Einsparpotenziale lassen sich durch Optimierungen in der Strauchgutabfuhr, der
Sperrgutabfuhr, dem Bau eines Recyclinghofes mit der Annahmemöglichkeit für
alle Abfallarten aus Privathaushalten (gegen Gebühren?), der Prüfung der Frage
des Eigenumschlags von Abfällen in einfachster Bauweise und der Optimierung der
Betriebsform erzielen.
Es
werden keine weiteren Fragen gestellt.