Sitzung: 28.04.2004 Ausschuss für Finanzen, Werke und Wirtschaft
Beschluss: noch nicht festgelegt
Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
Herr
Syttkus gibt die folgende Beantwortung eines Prüfauftrages der FDP an die
Verwaltung und der dazu gestellten Anfrage von Herrn Rudolph zu Protokoll.
Herr
Rudolph fragt im Ausschuss für Finanzen, Werke und Wirtschaft am 28.01.2004 an:
"Ich
bitte um Auskunft über den Sachstand zum Auftrag der FDP vom 12.11.03 bezüglich
der Schließung der Büchereien in Friedrichsgabe und Glashütte."
Die
Anfrage der FDP lautet:
’"Um
die Deckungslücke des Haushaltes weiter verringern zu können, stellt die FDP
den Prüfauftrag an die Verwaltung, die Möglichkeit der Schließung der
Büchereien Friedrichsgabe und Glashütte mit einer Vorlage für die aktuellen
Haushaltsberatungen zu bewerten."
Ergänzend
schlägt Frau Paschen vor, ggf. ersatzweise den Einsatz eines Büchereibusses in
die Prüfung einzubeziehen.’
Beantwortung:
Gliederung:
1.
Büchereisystem Norderstedt
- Allgemeine
Zielsetzungen und Aufgaben
- Struktur der
Stadtbücherei
- Profile der Standorte
- Einzugsbereiche
- Büchereivertrag
2.
Auswirkungen der Schließungen
- Kundenorientierung
- Medien und Information
(Produkt 1)
i. Bestand
ii. Bestandsnutzung und
Einnahmeentwicklung
iii. Öffnungszeiten
c. Leseförderung und Literaturvermittlung (Produkt 2)
- Veränderungen in den
Einzugsbereichen - Stadtbücherei als Standortfaktor
- Verträge
3.
Alternative Versorgung für die
Einwohner/Innen Friedrichsgabes und Glashütte
4.
Finanzen
Büchereisystem
Norderstedt
a.
Allgemeine
Zielsetzungen u. Aufgaben
Die STB Norderstedt soll als sekundäre Bildungseinrichtung entsprechend
ihrem aus Artikel 5 Grundgesetz abgeleitetem Informationsauftrag Information
und Wissen für Lernen, Ausbildung und Lebensorientierung in einer zunehmend
individualisierten und komplexer erfahrbaren Welt sichern. Zu ihren Aufgaben
gehört außer der Bereitstellung und Erschließung des Medienbestandes seine
Vermittlung, Beratung und Informationsdienst und Bildungs- und Kulturarbeit.
Die Stadtbücherei Norderstedt ist Teil des FORUM der Stadt Norderstedt und der
von der Stadtvertretung verabschiedete “Büchereientwicklungsplan” ist entsprechend
Bestandteil des “Kultur- und Weiterbildungskonzeptes der Stadt Norderstedt”.
b.
Struktur
der Stadtbücherei Norderstedt
Mit der Stadtgründung wurde 1970 aus den drei Gemeindebüchereien -
Friedrichsgabe (gegründet 1941), Garstedt (1953) und Harksheide (1961) - die
Stadtbücherei Norderstedt.
Hinzu kamen 1985 die
Bücherei Glashütte und 1989 die Bücherei Norderstedt-Mitte, in dessen Zuge der
Standort Harksheide geschlossen wurde.
Die Bücherei in Glashütte ist in einem angemieteten Raum untergebracht, die
Büchereien in Mitte, Garstedt und Friedrichsgabe in stadteigenen Gebäuden.
c.
Profile
der Standorte
Die Büchereien in Friedrichsgabe und Glashütte dienen ausschließlich
der Grundversorgung (1. Funktionsstufe), während Garstedt und Norderstedt-Mitte
darüber hinaus die Aufgaben einer Bibliothek der 2. Funktionsstufe haben. Sie
fungieren gemeinsam als Zentralbücherei und befriedigen mit ihren jeweiligen
Bestandsschwerpunkten die gehobenen Ansprüche, die in einer Stadt der
Größenordnung und soziologischen Struktur Norderstedts vorhanden sind.
d.
Einzugsbereiche
Die vier Stadtteilbüchereien decken mit ihren jeweiligen
Einzugsbereichen das Stadtgebiet weitgehend ab. Statistische Erhebungen zeigen,
dass der Einzugsbereich einer Bücherei in einem Umkreis von 2 km mit zum Rand
abnehmender Tendenz liegt. NutzerInnen aus weiterer Entfernung stellen die
Minderheit dar. Dies bestätigt sich in Norderstedt, auch wenn ein Teil der
BenutzerInnen mehrere Büchereien aufsucht.
Generell lässt sich sagen:
- NutzerInnen der Bücherei Garstedt
nutzen häufiger auch die Bücherei Norderstedt-Mitte und umgekehrt; dies erklärt
sich durch die unterschiedlichen Bestands-Schwerpunkte der beiden Büchereien im
Bereich des gehobenen Bedarf.
- der Großteil der NutzerInnen der
Standorte Friedrichsgabe und Glashütte nutzt nur selten auch die anderen
Büchereien, er bevorzugt das überschaubare Angebot ihrer
Nachbarschaftsbücherei.
e.
Büchereivertrag
Die STB Norderstedt ist seit 1970 Mitglied des Büchereisystems
Schleswig-Holstein, so wie zuvor die drei Ursprungsbüchereien (Abschluss eines
Bibliotheksvertrags zwischen dem Verein “Büchereiwesen in Schleswig-Holstein”
als Vertreter des Landes Schleswig Holstein, dem Kreis Segeberg und der Stadt
Norderstedt). Mit Vertragsänderung vom 01.01.1976 wurde auch die Schulbücherei
im Schulzentrum Süd angegliedert. Der Vertrag regelt neben der fachlichen
Zusammenarbeit im Büchereisystem Schleswig-Holstein die Verteilung der Kosten
auf die Vertragspartner.
2.
Auswirkungen der Schließung von Friedrichsgabe und Glashütte
o
Die
Nutzung der verbliebenen Büchereien in Garstedt und Mitte wäre mit Fahrtkosten,
erhöhtem Individualverkehr und entsprechenden Parkplatzproblemen verbunden.
o
Die
Schließung würde im Einzugsbereich die schulnahe Versorgung der SchülerInnen
beenden, damit würde die Unterstützung der Bücherei für gezielte Leseförderung
und Medienkompetenz fehlen (vgl. PISA-Ergebnisse).
o
Die
Ausnutzung der Raumkapazität der Standorte Garstedt und Norderstedt-Mitte für
die Aufnahme der Bestände aus Friedrichsgabe und Glashütte würde in der
jeweiligen Bücherei eine ergänzende Möblierung und komprimierte
Regalaufstellung notwendig machen:
·
die
Nutzung durch Rollstuhl-Fahrer/Innen und das Befahren mit Kinderwagen
erschweren bzw. ausschließen,
·
generell
Arbeits- und Leseplätze reduzieren,
·
Veranstaltungen
erschweren oder unmöglich machen.
31.12.03: 73.285 Einwohner |
||||
|
Kennzahl: |
Soll 31.12.2003 |
Ist 31.12.2003 |
Fehl-bestand |
Buchbestand und andere Print-Medien |
2
Medieneinheiten (ME) je Einwohner (Ew) |
146.570 |
110.893 = 1,5 ME/Ew |
- 35.677 |
zuzüglich |
|
|
|
|
Informations- bestand |
5
% des Printbestandes |
7.329 |
1.547 = 1,4 % |
- 5.782 |
AV-
und E-Medien |
25
% des Printbestandes |
36.643 |
35.304 = 31,2 % |
- 1.339 |
Zeitungen
und Zeitschriften |
im
finanziellen Umfang, 10 % des Buchetats |
€ 27.023 |
€ 18.145 = 7,7 % |
€ 8.878 |
Gesamtbestand |
|
190.542 |
147.714 |
- 42.798 |
Das Büchereisystem Norderstedt ist auch aktuell noch
weit von der Zielerreichung entfernt. Eine komplette Unterbringung und
Übernahme der Bestände aus Glashütte und Friedrichsgabe durch Garstedt und
Norderstedt-Mitte ist rein räumlich gesehen nicht möglich, es müssten ca. 8.000
Medien ausgeschieden werden (Wert ca.160.000 EUR). Mit einer Schließung würde
sich das o.g. bestandsmäßige Defizit vergrößern.
ii. Bestandsnutzung und
Einnahmeentwicklung
- Anders als bei der
Schließung Harksheide wäre bei einer Schließung von Friedrichsgabe und
Glashütte
-
mit
einem Rückgang der Nutzungszahlen und damit
-
der
Einnahmen aus Nutzungs-/Verwaltungsentgelten
zu rechnen.
Begründung:
Dass es im
Zusammenhang mit der Schließung des Standortes Harksheide in 1990 keine Einbrüche
in den Gesamt-Benutzungszahlen gegeben hat, ist darauf zurückzuführen, dass
zwar Büchereinutzer aus Harksheide verloren gingen, aber in dem 2 km entfernten
neuen Wohnquartier Norderstedt-Mitte um den neuen Standort herum neue
Büchereinutzerinnen gewonnen wurden.
Dies ist
bei der räumlichen Distanz zu den bestehenden Standorten Garstedt und
Norderstedt-Mitte nicht zu erwarten.
iii. Öffnungszeiten
- Auch nach einer
Schließung der Standorte Friedrichsgabe und Glashütte würden die
Dienstleistungen der Stadtbücherei den Kunden/Innen weiterhin an 6 Tagen
in der Woche zur Verfügung stehen.
- Allerdings würde die
Verteilung des Personals (1,4 Friedrichsgabe und 1,3 Glashütte) auf die
verbleibenden Büchereien nicht zur Folge haben, dass die dortigen Öffnungszeiten
ausgedehnt werden könnten, da zumindest ein Teil der jetzigen
BenutzerInnen von Friedrichsgabe und Glashütte die Büchereien in Garstedt
und Norderstedt-Mitte aufsuchen würden, so dass während der Öffnungszeiten
ein erhöhter Personaleinsatz notwendig wäre.
c. Produkt 2, Leseförderung und Literaturvermittlung
Kundenorientierung: Um Klasseneinführungen,
Bibliotheksunterricht und Lesungen wahrnehmen zu können, wäre für die Schulen
etc ein erhöhter Zeit-, Organisations- und Kostenaufwand notwendig.
d. Büchereien als Standortfaktor der Stadt Norderstedt bei
veränderten Einzugsbereichen
Die
Reduzierung der büchereimäßigen Versorgung in der Stadt würde einen Verlust für
die Infrastruktur und damit für die Standortvorteile der Stadt bedeuten:
- Es wird ein größerer
Zuzug bis 2010 im Norden der Stadt erwartet. Die neuen Wohngebiete liegen
im nördlichen bzw. südöstlichen und südwestlichen Bereich des
Einzugsbereiches. Für etwa die Hälfte der NeubürgerInnen in den südlich
gelegenen Wohngebieten dürfte es keinen Unterschied machen, ob sie sich
nach Norderstedt-Mitte oder Friedrichsgabe orientieren, sofern sie nicht
zu o.g., in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen gehören.
- Insbesondere für die
nordöstlichen Bereiche der betroffenen Stadtteile ist eine Anbindung mit
öffentlichen Verkehrsmitteln an Norderstedt-Mitte und Garstedt zumindest
augenblicklich unzureichend.
Glashütte
- Es wird ein größerer
Zuzug bis 2010 nordöstlich des Glashütter Marktes erwartet. Die
verkehrsmäßige Anbindung legt die Nutzung einer Bücherei in
Norderstedt-Mitte oder Garstedt zumindest nicht gerade nahe. Zudem ist zu
erwarten, dass ein Teil der NeubürgerInnen zu den in ihrer Mobilität
eingeschränkten Menschen gehören wird.
- Die STB Glashütte ist
hier der einzige Anbieter von Kultur mit Breitenwirkung. Sie wird
hervorragend von der Bevölkerung angenommen und zeigt ungeachtet der um 27
% zu niedrigen Bestandsgröße, den kurzen Öffnungszeiten und der knappen
Besetzung sehr gute Jahresergebnisse.
- Die STB Glashütte hat
auffällig viele NutzerInnen aus lesefernen und sozial schwachen Schichten
und hat neben der Büchereifunktion auch eine soziale Funktion.
e.
Auswirkungen auf Verträge:
o
Büchereivertrag
- kündbar bis zum 31.07. des Jahres zum Jahresende.
Das reduzierte Medienangebot und die reduzierte Zahl der Standorte hätten
Folgen für den Büchereivertrag. Eine ausführliche Stellungnahme des
Geschäftsführer des Büchereivereins Schleswig-Holstein e.V. liegt vor, ihre
Zusammenfassung s. Anlage.
o
Fahrbücherei
- vertraglich geregeltes unentgeltliches
Dauernutzungsrecht von Garage, Magazin und Nebenräumen des Standortes
Friedrichsgabe als Stützpunkt der Fahrbücherei. Ein Aufhebungsvertrag würde die
Erstattung des ursprünglichen Fördermittel in Höhe von ca. 150.000 € zur Folge
haben. Hierzu s. Stellungnahme des Geschäftsführers des Büchereivereins in
Anlage 1 und der Rechtsabteilung, s. Anlage 2.
o
Mietvertrag
Glashütte
- läuft zum 31.07.2005 aus.
3. Alternative Versorgung für die EinwohnerInnen in
Friedrichsgabe und Glashütte durch die Fahrbücherei
o
Glashütte
Von 1979
bis 1994 wurde der Stadtteil schon einmal durch Haltepunkte der Fahrbücherei
versorgt. Im Jahr der Eröffnung der Standortbücherei Glashütte (1985) hatte die
Fahrbücherei-Haltepunkt Kielort ca. 10.000 Entleihungen. Mit Eröffnung der
Standortbücherei Glashütte kamen jährlich ca. 40.000 Entleihungen hinzu.
Aufgrund der Akzeptanz der Standortbücherei wurde der Haltepunkt der
Fahrbücherei aufgelöst. In 2003 wurden 72.600 Entleihungen in der
Standortbücherei getätigt.
- Friedrichsgabe
Seit 1941
ist Friedrichsgabe Büchereistandort. In 2003 wurden nn Entleihungen in der Standortbücherei getätigt.
Der
Einsatz der Fahrbücherei ist grundsätzlich möglich, jedoch stellt diese zu den
vorhandenen Standortbüchereien nur eine eingeschränkte Grundversorgung dar. Es
ist davon auszugehen, dass sich ein Teil der Nutzer/Innen umorientiert
kann(Standortbücherei Mitte und Garstedt / Fahrbücherei), jedoch eine großer
Teil auch aufgrund fehlender Mobilität von der Nutzung ausgeschlossen wird
(vgl. Pkt. 1d. und 2d.).
Nach
Auskunft des Leiters der Fahrbücherei ist die Versorgung weiterer Haltepunkte
in Norderstedt aus Kapazitäts-Gründen derzeit nicht möglich. Hierzu auch die
Stellungnahme des Geschäftsführers des Büchereivereins in Anlage 1.
Aktuell
versorgt die Fahrbücherei in Norderstedt ausschließlich Grundschulen, die nicht
im unmittelbaren Einzugsbereich einer Standortbücherei liegen. Sie stellt damit
eine sinnvolle Ergänzung zu den Standortbüchereien dar. Bei Abzug des
Stützpunktes der Fahrbücherei aus Norderstedt sollte über die Fortsetzung der
Versorgung der Grundschulen verhandelt werden (vgl. PISA-Ergebnisse), bzw.
durch alternative Standorte in Norderstedt angeboten werden (z.B. auf Bauhof
Friedrich-Ebert Straße).
4. Finanzen (p.A., Zahlen aus 2003)
Mehrausgaben:
Fahrbücherei-Stützpunktes Friedrichsgabe