Sitzung: 22.02.2001 Sozialausschuss
Beschluss: noch nicht festgelegt
Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
In
der Altentagesstätte Kirchenstraße sind gesundheitliche Probleme bei einer
Mitarbeiterin aufgetreten, die möglicherweise auf eine Raumluftbelastung
zurückzuführen sind.
Bereits
am 21.12.1998 wurde deshalb auf Bitte des Sozialamtes, Wohngeldabteilung, die
für die Verwaltung der Altentagesstätten zuständig ist, durch das Umweltamt
eine Formaldehydmessung der Raumluft vom Umweltamt durchgeführt. Eine
Raumluftbelastung mit Formaldehyd war nicht festzustellen.
Das
Amt für Gebäudewirtschaft fragte im Juni 2000 auf Grund einer entsprechenden
Anfrage des Sozialwerkes Norderstedt im Umweltamt nach, ob Ergebnisse von
Schadstoffuntersuchungen in der Altentagesstätte vorliegen bzw. durchgeführt
werden könnten. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Altentagesstätte wollte
wissen, ob ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen von durch dort vorhandene
Schadstoffe hervorgerufen werden. Die Mitarbeiterin teilte dem Umweltamt auf
Nachfrage mit, dass mit Hilfe eines bioenergetischen Tests
(VEGA-Ursachenforschung) PCP in ihrem Körper festgestellt wurde.
Da
die von der Mitarbeiterin beschriebenen gesundheitlichen Symptome nicht auf das
Vorhandensein von PCP hindeuteten und sie sich nur ca. 1-2 Tag im Monat in der
Tagesstätte aufhält, wurde in Absprache mit Frau Klage (Fachkraft für
Arbeitssicherheit) zunächst eine Raumluftuntersuchung flüchtiger organischer
Verbindungen (VOC) vorgenommen. Die Ergebnisse solcher Messungen geben Hinweise
auf möglicherweise ausgasende bzw. vorhandene Stoffgruppen. Dadurch lassen
sich ggf. Emissionsquellen (z.B. Teppichboden, Kleber, Reinigungsmittel usw.)
identifizieren.
Die
Probenahme der Raumluft in der Altentagesstätte erfolgte am 28.08.01 durch die
Unfallkasse Schleswig-Holstein. Das Ergebnis der Laboruntersuchung war
unauffällig. Weitere Untersuchungen schienen nicht erforderlich zu sein.
Ende
November 2000 teilte die betroffene Mitarbeiterin dem Umweltamt mit, ihr sei
aufgefallen, dass sie jeweils kurz nach Betreten der Altentagesstätte
gesundheitliche Probleme bekäme.
In
Absprache mit Frau Klage und dem Amt für Gebäudewirtschaft
(Objektverantwortlicher, Herr Cracauer) wurde daraufhin eine Holzprobe aus der
Wand- und Deckenverkleidung auf PCP und Lindan untersucht. Beauftragt wurde die
Fa. Eukos Umweltanalytik Nord.
Laut
Bewertung der Ergebnisse durch Eukos weisen die gemessenen Werte auf eine
Behandlung mit einem Holzschutzmittel hin, das PCP und Lindan enthielt :
Ab
100 mg PCP pro kg Holz und ab 10 mg
Lindan pro kg Holz kann von einer Holzschutzmittelbehandlung ausgegangen
werden.
Die
untersuchten Proben aus der Altentagesstätte enthalten 380 mg PCP/kg und 39 mg Lindan/kg. In der Probe wurde auch der
Wirkstoff Dichlofluanid nachgewiesen. Da die Untersuchung dieses Stoffes
nicht beauftragt war, ist er nicht quantitativ bestimmt worden ist.
Entsprechend
der “Richtlinie für die Bewertung und Sanierung Pentachlorphenol (PCP)-belasteter
Baustoffe und Bauteile in Gebäuden (PCP-Richtlinie)” ist bei
PCP-Konzentrationen von über 50 Milligramm PCP pro Kilogramm Holz festzustellen,
ob die behandelte Holzfläche, die mit der Innenraumluft in Kontakt steht, zu
dem Raumvolumen in einem Verhältnis größer als 0,2 m-1 (Fläche / Raumvolumen) steht. Ist dies der
Fall muss eine Raumluftmessung durchgeführt werden. Wenn die
Raumluftkonzentration über 1 Mikrogramm (µg) PCP pro Kubikmeter liegt,
ist eine Sanierung des Raumes durchzuführen. Da in der Altentagesstätte die
Wand bis etwa zur Hälfte und die gesamte Decke mit dem Holz verkleidet ist,
liegt das Verhältnis zwischen Fläche und Raumvolumen auf jeden Fall über den
oben genannten 0,2 m-1.
- PCP ist als eindeutig
krebserregend im Tierversuch eingestuft (MAK III 2).
- Lindan ist ein
Nervengift, welches u.a. bei gleichzeitiger Belastung durch einen anderen
krebsauslösenden Stoff (z.B. PCP), die Entstehung von Krebs fördern kann.
- Dichlofluanid wird u.a.
als PCP-Ersatzstoff eingesetzt und
ist in der Gefahrstoffverordnung als reizend und umweltgefährlich
eingestuft. Eingeatmet gilt Dichlofluanid als sehr giftig.
Die
Möglichkeiten des weiteren Vorgehens wurden urlaubsbedingt erst am 16.01.01
zwischen der Fachkraft für Arbeitssicherheit, dem Objektverantwortlichen im Amt
für Gebäudewirtschaft und dem Umweltamt besprochen.
Es
ist anzunehmen, dass das gesamte Holz in der Altentagesstätte mit PCP- und
Lindan-haltigen Holzschutzmitteln behandelt worden ist, da es äußerlich gleich
aussieht und nach Kenntnis von Herrn Cracauer, keine Renovierungsarbeiten am
Holz stattgefunden haben. Weitere
Untersuchungen von Holzproben, die an verschiedenen Stellen der
Altentagesstätte entnommen werden, sollen die genannte Annahme absichern.
Die
PCP-Richtlinie gibt 4 verschiedenen Sanierungsmöglichkeiten vor, um eine
dauerhafte Senkung der PCP-Raumluftbelastung zu erreichen:
- Beschichten und
Bekleiden behandelter Bauteile,
- räumliche Trennung
behandelter Bauteile,
- Entfernen von
behandeltem Material,
- Entfernen oder Reinigen
sekundär belasteter Materialien oder Gegenstände (z.B. Teppichboden).
Grundsätzlich
wird die Entfernung der belasteten Hölzer favorisiert, um die Quelle der
PCP-Belastung endgültig zu beseitigen.
Im Anschluss an eine Sanierung muss eine Grundreinigung aller Materialien und Gegenstände
durchgeführt werden, um sekundär belastetes Material möglichst PCP-frei zu
bekommen. Die belasteten Hölzer müssen einer gesonderten Entsorgung zugeführt
werden.
Vom
Fachamt wird vor Ort geprüft, inwieweit die Entfernung der Hölzer möglich ist,
ohne die Dachkonstruktion zu gefährden oder ob ggf. eine der anderen o.g.
Sanierungsmaßnahmen gemäß PCP-Richtlinie gewählt werden muss, ggf. mit Hilfe
von sach- und fachkundigen Firmen.
Es
ist beabsichtigt, wegen der intensiveren Nutzung die Hölzer aus der Wohnung im
selben Gebäude auf jeden Fall auch zu entfernen und dort eine Grundreinigung
durchführen zu lassen. Es ist davon auszugehen, dass die Hölzer in der Wohnung
mit den selben Holzschutzmitteln behandelt worden sind wie das Holz in dem
Aufenthaltsraum.
Zuvor
werden jedoch auf Beschluss des Sozialausschusses aus der Sitzung vom 25.01.01
weitere Holzproben aus der Altentagesstätte Kirchenstraße und den beiden
anliegenden Wohnungen auf PCP und Lindan untersucht. Die Probenahme von 4
Holzproben aus dem Aufenthaltsbereich der Altentagestätte und 2 Proben aus je
einer Wohnung erfolgte am 29.01.01. Mit den Ergebnissen ist etwa in der 6.
Kalenderwoche zu rechnen.
Die
Mitteilungsvorlage wird zur Kenntnis genommen.
AUSZUG
: 15, 502