Der Kinder- und Jugendbeirat stellt folgende Fragen an die Verwaltung:

 

·         Welche Maßnahmen ergreift die Stadt Norderstedt, um dem Klimawandel entgegenzuwirken?

 

·         ln welchem Jahr wird die Stadt Norderstedt CO2-neutral sein?

 

Wir bitten um eine zeitnahe Beantwortung der vorliegenden Fragen.

 

Die Verwaltung antwortet darauf:

 

Welche Maßnahmen ergreift die Stadt Norderstedt, um dem Klimawandel entgegenzuwirken?

 

Die Stadt Norderstedt hat seit 1995 ein Klimaschutz-Konzept und ist ebenso lange Mitglied im Klima-Bündnis Europäischer Städte. Ab 1999 wurde der Klimaschutz in der Stadtverwaltung durch eine Klimaschutz-Koordination organisatorisch etabliert. Für die städtischen Gebäude wurde ein Energiemanagementsystem eingerichtet; sie werden seitdem schrittweise energetisch saniert, damit sie möglichst wenig Strom und Heizenergie benötigen. Alle Gebäude werden seit 2007 mit Ökostrom der Stadtwerke Norderstedt versorgt. Auch die öffentliche Beleuchtung und die Ampelanlagen werden nach und nach auf energieeffiziente Leuchtmittel umgestellt und mit Ökostrom versorgt.

 

Aktuell schlägt die Stadtverwaltung vor, dass bis 2040 alle städtischen Gebäude CO2-neutral versorgt werden sollen. Wenn die Stadt Neubauten errichtet, müssen diese ab sofort CO2-neutral betrieben werden können. Nun muss die Politik über diesen Vorschlag entscheiden. Das bedeutet auch, dass für dieses Ziel zusätzliches Geld im städtischen Haushalt bereitgestellt werden muss. Und die Mitarbeiter*innen der Verwaltung müssen diese Maßnahmen dann umsetzen. Wenn für die vielen Sanierungen, die damit verbunden sind, mehr Personal gebraucht wird, müssen auch darüber die Norderstedter Politikerinnen und Politiker entscheiden.

 

Die Fahrzeuge der Stadt werden nach und nach auf Stromantrieb umgestellt, sobald es die technischen Möglichkeiten erlauben. So sind nahezu alle PKW der Stadt bereits jetzt Elektroautos. Bei den weiteren kommunalen Fahrzeugen wie der Müllabfuhr oder für Baufahrzeuge und zur Straßenreinigung ist das zum Teil schwieriger. Das Ziel wird aber weiterhin verfolgt.

 

Wenn die Stadt Geräte beschafft, z. B. für die IT, achtet sie auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Ab sofort wird es immer mehr batterieelektrische Geräte für die Grünflächenpflege geben. Beim Einsatz von Verbrauchsmaterialien wird darauf geachtet, dass deren Herstellung möglichst umwelt- und gesundheitsverträglich erfolgt.

 

Die Stadtwerke Norderstedt betreiben ein umfassendes Netz mit Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung. Derzeit wird in etlichen Blockheizkraftwerken Strom mit Hilfe von Erdgas erzeugt. Die dabei entstehende Wärme beheizt ca. 30% der Gebäude in Norderstedt über das Fernwärmenetz. Mehrere Jahrzehnte war diese Kraft-Wärme-Kopplung eine der klimafreundlichsten Möglichkeiten der Strom- und Wärmeversorgung. Bis spätestens 2040 soll die Fernwärme der Stadt Norderstedt CO2-frei sein. So sieht es das Energiewende- und Klimaschutzgesetz des Landes Schleswig-Holstein (EWKG SH) vor. Das heißt, die Fernwärme muss künftig aus Windkraft, Solarenergie, Erd-, Umwelt- und Abwärme erzeugt werden. Hierfür wird gerade ein Plan für ganz Norderstedt erstellt. Diese kommunale Wärmeplanung beschreibt, welche Gebäude bzw. Stadtteile wie saniert und wie sie am besten mit erneuerbaren Energien beheizt werden können. Auch hier ist das Ziel: Klimaneutralität bis 2040.

 

Eine Stadtverwaltung kann den in der Stadt lebenden Menschen durch Fördergelder helfen, dass sie ihre Gebäude sanieren. In Norderstedt gibt es hierfür seit 2009 ein Förderprogramm „Wärmeschutz im Gebäudebestand“, das leider nicht so genutzt wird, wie es möglich und für den Klimaschutz nötig wäre. Weitere Förderprogramme, z. B. für Solaranlagen, sind geplant.

 

Die Stadtverwaltung kann über die Stadtplanung Einfluss nehmen, wenn neue Gebiete bebaut werden. Hier sucht sie gerade nach Möglichkeiten, diesen Einfluss in Richtung Klimaneutralität auszuweiten. Beim Thema Verkehr kann sie die Strukturen, das heißt Straßen, Trassen, Rad- und Fußwege so verändern, dass es besonders attraktiv ist, sich mit dem ÖPNV, dem Fahrrad oder zu Fuß fortzubewegen. Dazu gehören auch Dinge, die die klimafreundliche Mobilität attraktiv machen, wie Verleihsysteme für (Lasten)Fahrräder, Umsteigepunkte, Fahrradparkhäuser, viele Busverbindungen mit eng getakteten Fahrplänen, sichere Radwege, attraktive Fußwegeverbindungen u. v. m..

 

Ein weiterer wichtiger Punkt auf dem Weg zur CO2-Neutralität ist unser Lebensstil. Wieviel und was wir kaufen, wie und wohin wir reisen, wie wir essen – all das hat einen größeren Einfluss auf das Klima, als wir oft denken. Unser Projekt „Verhaltensbedingtes Energiesparen an Norderstedter Schulen und Kindertagesstätten“, das es schon seit 1997 gibt, arbeitet diese Informationen auf. Wir seitens der Stadtverwaltung hoffen, dass Ihr Schülerinnen und Schüler mit euren Eltern über diese Dinge sprecht. Darüber hinaus gibt es von Seiten der Stadt noch viel mehr Angebote aus dem Bereich der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ – BNE – für Kinder und Erwachsene. Hier geht es darum, wie alle Menschen auch in Zukunft auf dem Planeten Erde ein lebenswertes Dasein führen können. Und wie man sich, z. B. in zivilgesellschaftlichen Projekten, an diesem Prozess beteiligen kann.

 

Durch diese und weitere Maßnahmen konnten die Norderstedter CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um ca. 40% gemindert werden. Um eine Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 zu erreichen, müssen deutlich wirksamere Klimaschutzmaßnahmen mit deutlich höherem Tempo umgesetzt werden.

 

Einige Maßnahmen werden gerade beschlossen oder in der Politik beraten:

 

·         „CO2-neutraler Betrieb städtischer Liegenschaften“ als ein Haushaltsziel der Stadt Norderstedt“

·         „Förderung von Balkonkraftwerken zur Unterstützung einer Photovoltaikoffensive“

 

Andere Maßnahmen sind gerade am Start, so die Erstellung eines kommunalen Wärme- und Kälteplans. Sie werden weitere Beschlüsse zur CO2-freien Fernwärme (Dekarbonisierung),

zum Heizen mit erneuerbaren Energien (Förderprogramm Heizungstausch EE) und für die Sanierung städtischer Immobilien (Leitlinien) nach sich ziehen.

 

 

In welchem Jahr wird die Stadt Norderstedt CO2-neutral sein?

 

Im Einklang mit dem Ziel der Landesregierung Schleswig-Holstein strebt Norderstedt 2040 als Jahr der Klimaneutralität an. Dafür müssen u. a. Voraussetzungen geschaffen und Weichen gestellt werden, auf die die Stadt keinen direkten Einfluss haben wird. Diese Entscheidungen werden von der EU-Ebene über den Bund, das Land, andere Kommunen und über das persönliche Verhalten ihrer Einwohner*innen und der Unternehmen getroffen. Die Stadt ist somit auf die Unterstützung Dritter (z.B. bei gesetzlichen Vorgaben oder beim Abbau umweltschädlicher Subventionen) angewiesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf die Stadtverwaltung mit ihrem Rathaus, den Schulen, der öffentlichen Beleuchtung usw. entfallen nämlich nur ca. 1% der CO2-Emissionen der ganzen Stadt Norderstedt. Mit den genannten Maßnahmen konnte die Verwaltung ihren Energieverbrauch um ca. 40% senken, obwohl die Zahl der Einwohner*innen Norderstedts seit 1990 um 19% gestiegen ist. Werden die Sanierungen der Gebäude und die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien weiter vorangetrieben und die Möglichkeiten ausgeschöpft, Strom und Wärme aus Sonnenenergie zu nutzen, sollte es möglich sein, dass die Stadtverwaltung bis spätestens 2040 klimaneutral ist.

 

99% der Norderstedter CO2-Emissionen werden von Norderstedts Bevölkerung verursacht. Hier ist entscheidend, wie wir wohnen, uns fortbewegen und konsumieren. Auch die Wirtschaft in Norderstedt trägt zu den CO2-Emissionen bei und kann die Emissionen durch Energieeffizienzmaßnahmen und den Einsatz erneuerbarer Energien mindern.

 

 

 

Wichtig ist zu wissen: Wir müssen mehr tun als bisher – alle müssen mehr tun.

 

Die Maßnahmen, die die Stadtverwaltung ergreifen kann, kosten in der Regel Geld. Oder sie sind unbequem für die Menschen, schränken evtl. Freiheiten ein. Über zusätzliches Geld für den Klimaschutz entscheiden die Norderstedter Politikerinnen und Politiker. Ebenso über Vorgaben und Regeln. Daher ist es wichtig, wenn Ihr als diejenigen, die den Klimawandel weit mehr erleben werdet, die Politik mit Ideen und Wünschen ansprecht. Genauso wie Ihr eure Eltern immer wieder in das Thema einbinden solltet. Denn die sind die Generation, die im Augenblick auf allen Ebenen die Weichen stellt - sei es im Privathaushalt oder in den Betrieben. Nur wenn alle ab sofort so viel wie möglich für den Klimaschutz tun, kann Norderstedt 2040 klimaneutral werden.