Beschluss: noch nicht festgelegt

Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0

A.         Hintergrund

 

Norderstedt ist 1995 dem Klimabündnis der europäischen Städte mit den indigenen Völkern der Regen­wälder / Alianza del Clima bei­getreten [1]. Damit hat sich die Stadt dazu ver­pflichtet, ihre Emissionen des Treibhaus­gases Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahr 2010 um 50 % (bezogen auf das Basisjahr 1990) zu reduzieren.

Die Stadtvertretung hat zur Umsetzung dieser Selbstverpflichtung im Jahr 1999 ein von der Verwaltung ausgearbeitetes Konzept beschlossen. Dieses enthält ein Bün­del aufeinander ab­gestimmter Maßnahmen, wozu unter anderem die Erstellung einer CO2-Bilanz gehört [2]. Mit diesem Steuerungsinstrument soll die Entwicklung des Klimaschutzes in Norderstedt messbar gemacht werden.

Infolge der Fortschritte beim Aufbau der Klimaschutz-Koordination ist es jetzt möglich ge­worden, ein auf die spezifischen Verhältnisse in Norderstedt zugeschnittenes Ver­fahren zu entwickeln, das die CO2-Emissionen der Norderstedter Bevölkerung bilan­ziert. Dabei wurde auf die Erfahrungen aus anderen Kommunen zurückgegriffen.

Bei der Festlegung des Verfahrens musste eine Abwägung getroffen werden, die ei­nen Kom­promiss zwi­schen einer möglichst hohen Genauigkeit der Daten und einem vertretbaren Erhe­bungs­aufwand darstellt. Die Städte Hannover und Frankfurt haben mit hohem Aufwand sehr umfassende Bilan­zen erarbeitet. In Anbetracht der Größen­ordnung sowie der personellen und finanziellen Möglichkeiten Norderstedts orientiert sich die gewählte und nachfolgend näher dargestellte Vorgehensweise an

§         den Empfehlungen zur Kurzbilanz der Stadt Frankfurt [3],

§         den vom Deutschen Institut für Urbanistik herausgegebenen Handreichungen zum Klima­schutz in Kommunen [4]

§         den Handreichungen des Klimabündnis e. V. [5] sowie

§         der Klimainventur der Stadt Münster [6].

Auf Grundlage der gegenwärtig vorhandenen und öffent­lich zugänglichen Datenbasis kann so eine speziell auf die Norderstedter Situation zugeschnittene Aussage zu den CO2-Emissionen getroffen werden. Eine (weitere) Erhöhung der Aussage­schärfe ist durchaus denkbar, aller­dings nur mit Hilfe eigener Erhebungen möglich. Der dazu notwendige Zeit- und Geldauf­wand wird gegenwärtig für entbehrlich gehalten.

 

 

B.         Zielsetzung einer CO2-Bilanz für Norderstedt

 

Eine kommunale CO2-Bilanz soll Aussagen über den Erfolg von Klimaschutz­maß­nah­men auf der kommunalen Ebene liefern. Sie ist ein Modell und kann damit die tat­sächlichen Energie­verbräuche und CO2-Emissionen immer nur näherungsweise dar­stellen. Wichtig sind dabei vor allem folgende Aspekte:

§         Die CO2-Bilanz muss maßstabsgerecht sein. Eine CO2-Bilanz für Norderstedt muss die spezifischen Norderstedter Verhältnisse abbilden – und nicht einfach einen Durchschnitt auf Landes-, Bundes- oder EU-Ebene widerspiegeln.

§         Die CO2-Bilanz muss zuverlässige Angaben in Bezug auf die Entwicklungsrich­tung und die Größenordnung der CO2-Emissionen geben. Voraus­set­zung dafür ist eine Vergleich­barkeit der verwendeten Daten im betrachteten Zeit­raum, also vom Basisjahr 1990 bis zum Zielhorizont 2010.

§         Die CO2-Bilanz muss regelmäßig aktualisierbar sein. Damit sie als ein Steu­e­rungs­instru­ment für die Politik fungieren kann, ist min­des­tens einmal im Jahr eine Aktualisierung der Daten erforderlich.

Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser Kriterien bereitet insbesondere die Daten­verfüg­barkeit. Auf Landes-, Bundes- oder EU-Ebene liegen viele Daten vor, weil die jeweiligen Statistikgesetze deren Erhebung sicherstellen. Eine Differenzierung dieser Angaben nach Kommunen ist jedoch allenfalls in Einzelfällen möglich. Dafür muss die Erhebung der Daten bereits so erfolgt sein, dass eine Unterscheidung nach Kom­munen erfolgte. Dieser Detaillie­rungsgrad muss auch bei der Aufbereitung der Daten erhalten geblieben sein. Schließlich dür­fen keine Schutzbestimmun­gen (Da­ten­schutz, Betriebsgeheimnisse) gegen eine Nutzung und Veröffentlichung spre­chen.

Außerdem kommt hinzu, dass aktuelle Entwicklungen die Datenbeschaffung zusätz­lich er­schweren. So führt beispielsweise die Liberalisierung der Strommärkte und der daraufhin ein­set­zen­de Wettbewerb dazu, dass eine Datenbeschaffung über die ehe­mals als Gebiets­mono­polisten tätigen Stromversorgungsunternehmen immer ge­rin­gere Marktanteile in einer Kom­mune erfasst. Die unmittelbar erfassbaren Daten wer­den damit lückenhaft.

 

 

C.         Aufbau der Norderstedter CO2-Bilanz

 

Zur Ermittlung der Norderstedter CO2-Emissionen sind einige Annahmen einge­flos­sen, die sich andernorts bereits bewährt haben [3]. Über die Stadt wur­de eine fiktive “Käseglocke” gestülpt. Die gesamte in der Stadt verbrauchte Energie führt dann dazu, dass sich die entspre­chenden CO2-Emissionen rechnerisch in der Norder­stedter “Käseglocke” fangen und bilan­ziert werden können. In dieser Betrach­tungs­weise ist es also egal, wo ein Kraftwerk steht – es wird so getan, als ob der in Norder­stedt verbrauchte Strom oder die hier abgenommene Heiz­wärme innerhalb der “Käseglocke” erzeugt würden. Lediglich im Verkehrssektor musste das Verfahren angepasst wer­den. So kann zwar für den öffentlichen Personenverkehr anhand der Fahrpläne er­rechnet werden, wie viel Energie auf dem Stadtgebiet verbraucht wurde; beim KFZ- und Flugverkehr muss jedoch von der durchschnittlichen Jahresfahrleis­tung aller in Norderstedt gemeldeten KFZ ausgegangen werden bzw. von der durch­schnittlichen Nutzung von Flugzeugen je Einwohner/-in.

Um dem Aufwand für die CO2-Bilanz in einem vertretbaren Rahmen zu halten, ist aus­schließlich auf  vorhandene Daten zurückgegriffen worden. So weit das möglich war, handelt es sich dabei um Daten, die speziell die Norderstedter Gegebenheiten abbilden (z.B. Anzahl der KFZ pro 1.000 Einwohner/-innen). Ergänzend sind Daten verwendet worden, die den schleswig-holsteinischen Durchschnitt wiedergeben (z.B. Vergleichszahlen für den ÖPNV, durchschnittlicher CO2-Ausstoß pro Kopf in Schles­wig-Holstein). Nur dort, wo nicht einmal das möglich war, musste hilfsweise auf An­gaben zu­rückgegriffen werden, die den Bundes­durchschnitt (z.B. Flugverkehr) oder die Situation in einer anderen deutschen Kommune (z.B. persönlicher Konsum / Le­bens­stil) wider­spiegeln. Die Norderstedter CO2-Bilanz arbeitet also entsprechend dem Prinzip, dass die öffentlich zugänglichen Daten mit dem höchsten Regio­na­li­sie­rungs­grad verwen­det wurden.

In der CO2-Bilanz konnten die CO2-Emissionen in die Handlungsbereiche

§         Heizwärme und Energie für Prozesse,

§         Licht und Kraft (Emissionsanteil Strom),

§         Verkehr sowie

§         persönlicher Konsum / Lebensstil

differenziert werden.

Die zugänglichen Daten liegen häufig nur in Mengeneinheiten pro Energieträger vor, also beispielsweise als eine bestimmte Menge Kilowattstunden (kWh) Strom, Liter Benzin- oder Dieselkraftstoff usw.. Diese Angaben müssen erst noch in die daraus freigesetzte Menge an CO2-Emissionen umgerechnet werden, wozu für jeden Ener­gieträger spezifische Emissions­faktoren aus der Literatur entnommen wurden. Da fossile Energieträger bei der Verbrennung nahezu vollständig in CO2 umgewan­delt werden, sind solche CO2-Berechnungen sehr genau.

Die Emissionsfaktoren basieren alle auf den Daten des Gesamt-Emissions-Modells integrier­ter Systeme (GEMIS). Dieses vom Öko-Institut Darmstadt in Kooperation mit der Gesamt­hoch­schule Kassel entwickelte Computermodell ist ein spezielles Werk­zeug für Umwelt­ana­lysen. Es steht den Kommunen kostenlos zur Verfügung, was zu seiner großen Verbreitung beigetragen hat. Alle kommunalen CO2-Bilanzen arbeiten mit den Emissionsfaktoren nach GEMIS.

Dadurch ergibt sich eine bessere Vergleichbarkeit der Aussagen verschiedener Kommunen. Zudem können die Emissionsfaktoren problemlos aktualisiert werden, wenn beispielsweise der technische Fortschritt im Bereich der Fahrzeugtechnik zu deutlichen Veränderungen im Treibstoffverbrauch führt. Für den Betrachtungszeit­raum ist das im Bereich Verkehr relevant, wie folgende Gegenüberstellung zeigt:

 

Emissionsfaktoren für den Handlungsbereich Verkehr:

Stand 1990

CO2-Emissionen

PKW

LKW

Kraftrad

Linienbus/

Triebfahrzeug

U-Bahn

Flugzeug

(g / Fahrzeug-km)

270

820

50

 

 

 

(g / l)

 

 

 

 

 

 

(g / kWh)

 

 

 

 

 

 

(g / Personen-km.)

 

 

 

 

 

275

Stand 1999 /2000

(g / Fahrzeug-km)

220

800

50

 

 

 

(g / l)

 

 

 

2640

 

 

(g / kWh)

 

 

 

 

117

 

(g / Personen-km.)

 

 

 

 

 

207

 

In den übrigen Handlungsbereichen kann für die Zeitperiode ab 1990 mit identischen Emissi­onsfaktoren gerechnet werden.

 

 

1. Handlungsbereich:                Heizwärme und Energie für Prozesse

In diesem Handlungsbereich werden alle energetischen Prozesse erfasst, die

§         dem Bereich der Gebäudewirtschaft – insbesondere zur Klimatisierung der Ge­bäu­de (Hei­zen und Kühlen) – zuzurechnen sind sowie

§         in Industrie und Gewerbe benötigt werden.

Hierunter fällt auch die Erzeugung von Fernwärme und Strom durch die Stadtwerke. Ener­gieträger sind Gas, Öl, Kohle und Holz. Ergänzend wird der Strom berück­sich­tigt, der zum Heizen eingesetzt wird. Für die Norderstedter CO2-Bilanz kommt derzeit faktisch nur Gas, Öl und Heizstrom eine erhebliche Bedeutung zu.

Basis für die Ermittlung der Energieverbräuche sind die Daten der Stadtwerke zum Energie­absatz. Dabei werden die Angaben zur Fernwärme mit Hilfe der in den Heiz­kraftwerken ein­gesetzten Gas- bzw. Ölmenge berechnet. Für den Energieträger Öl liegen keine Absatzdaten für das gesamte Stadtgebiet vor; der Aufwand zur eigenen Ermittlung dieser Daten ist unver­hältnismäßig hoch. Deshalb wird der Verbrauch von Heizöl in Norderstedt indirekt ermittelt, nämlich als Differenz zum geschätzten Markt­anteil von Gas und Fernwärme. Das erscheint unbedenklich, da die Energieträger Kohle und Holz für die Energieversorgung in Norderstedt aktuell keine Rolle spielen.

Ein Gutachten für die Energieversorgung der Stadt Norderstedt [2] unterstützt diese Angaben. Dennoch verbleibt mit einem Bezug auf Schätzdaten die größte Un­genau­igkeit der Bilanz im Handlungsbereich Heizwärme und Energie für Pro­zesse.

Für den Absatz der leitungsgebundenen Energieträger Gas, Fern­wärme und Heiz­strom sind ab 1990 Daten verfügbar. Diese können jährlich aktuali­siert werden.

Für einen aussagekräftigen Vergleich der CO2-Emissionen über die Jahre hinweg wird eine Witterungsbereinigung der Daten aus diesem Handlungsbereich nach DIN 3807 durchgeführt.

In der folgenden Beispieltabelle für den Handlungsbereich Heizwärme und Energie für Pro­zesse wird anhand der konkreten Zahlen des Jahres 1999 noch einmal zu­sammengefasst,

§         welchen absoluten Anteil die einzelnen Energieträger am Energieverbrauch um­ge­rechnet in kWh haben,

§         welche Umrechnungsfaktoren für die einzelnen Energieträger für die Berechnung der CO2-Emissionen zu Grunde gelegt werden [11],

§         wie hoch die städtischen CO2-Emissionen in diesem Handlungsfeld bezogen auf die einzel­nen Energieträger absolut sind (angegeben in t CO2),

§         welchem relativen Anteil an der gesamten in diesem Handlungsfeld verbrauchten Energie das entspricht,

§         woher welche Daten stammen und

§         wie viel dieses Handlungsfeld zu den CO2-Emissionen insgesamt beiträgt, und zwar unter­schieden nach der absoluten Menge bzw. der auf die einzelne Nor­der­stedterin / den Nor­derstedter [15] entfallenden Menge.

 

Heizwärme und Energie für Prozesse 1999

Einheit

Gas

Fernwärme

Öl**
Strom
Summe

 aus Gas

 aus Öl

Endenergie Gesamtstadt

Mio. kWh

671

128

34

407

3

 

Emissionsfaktor

t CO2 /
Mio. kWh

232

232

355

297

689

 

CO2-Emissionen,
absolut

t

155.672

29.696

12.070

120.879

2.067

320.384

CO2-Emissionen, witterungsbereinigt nach DIN 3807

t

 

 

 

 

 

383.945

Anteil des Energie­trägers an verbrauchter Energie

 

54,1%

10,3%

2,6%

32,8%

0,2%

100,0%

Beitrag zu den städtischen CO2-Emissionen

t CO2 / EW

 

 

 

 

 

5,33

 

Datenquellen im Handlungsbereich Heizwärme und Energie für Prozesse:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abgabedaten der Stadtwerke Norderstedt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schätzwerte der Stadtwerke Norderstedt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Emissionsfaktoren in Abstimmung mit der Investitionsbank Schleswig-Holstein für das Ener­giemanagementprogramm EasyWatt in Anlehnung an GEMIS

 

 

2. Handlungsbereich:            Licht und Kraft (Emissionsanteil Strom)

Der Verbrauch des leitungsgebundenen Energieträgers Strom kann direkt aus den Ab­satz­daten der Stadtwerke Norderstedt ermittelt werden. Die CO2-Emissionen las­sen sich daraus dann ohne Schwierigkeiten berechnen.

Der Strom aus den drei Blockheizkraftwerken (BHKW) der Stadtwerke wird direkt über die ver­brauch­te Gas­menge bilanziert. Damit keine doppelte Berücksichtigung des Energie­ver­brauchs durch Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erfolgt, wird der in den BHKW der Stadtwerke erzeugte Strom vom Gesamt-Stromverbrauch in Nor­derstedt abgezogen. Die CO2-Emissionen sind also vollständig im 1. Hand­lungs­be­reich (Heizwärme) bilanziert. Diese Art einer Gutschrift ist eine gängige und empfoh­lene Vorgehensweise für die überschlägige Bilanzierung von KWK-Anlagen in Kom­munen [4].

In einer Beispieltabelle wird wiederum anhand des Jahres 1999 gezeigt, wie hoch der Ener­gieverbrauch im Handlungsbereich Licht und Kraft absolut ausfällt und wel­che CO2-Emissio­nen sich daraus bei gegebenem Umrechnungsfaktor [11] so­wohl absolut als auch bezogen aus die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner [15] ergibt.

 

Licht und Kraft (Emissionsanteil Strom)

1999

Einheit

Strom

Endenergie Gesamtstadt

Mio. kWh

308

Emissionsfaktor

t CO2 /
Mio. kWh

689

CO2-Emissionen, absolut

t

212.212

Anteil des Energieträgers an verbrauchter Energie

 

100,0%

Beitrag zu den städtischen CO2-Emissionen

t CO2/EW

2,94

 

Datenquellen im Handlungsbereich Licht und Kraft (Emissionsanteil Strom):

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abgabedaten der Stadtwerke Norderstedt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Emissionsfaktoren in Abstimmung mit der Investitionsbank Schleswig-Holstein für das Energiemanagementprogramm EasyWatt in Anlehnung an GEMIS

 

 

3. Handlungsbereich:            Verkehr

Im Handlungsbereich Verkehr werden die Energieverbräuche getrennt nach den Sek­toren

§         öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV),

§         motorisierter Indiviudalverkehr (MIV) und

§         Flugverkehr

erfasst.

Die präzisesten Angaben lassen sich dabei für den ÖPNV ermitteln. Hierfür liegen Angaben der Verkehrsbetriebe vor, wie viele Fahrzeugkilometer in Norderstedt zu­rück­gelegt wurden und wie hoch der durchschnittliche Verbrauch an Kraftstoff bzw. Fahrstrom war. Für das Referenzjahr 1990 wird der Einfachheit halber das Er­geb­nis des Jahres 1999 verwendet, da der Rechercheaufwand nach den nicht vorliegenden Fahrplänen der AKN und Buslinien un­verhältnismäßig hoch erscheint. Im Hinblick auf die gesamte CO2-Bilanz wird der maximale Fehler für vertretbar gehalten, da sämtli­che CO2-Emissionen des ÖPNV nur 1 Prozent der verkehrsbürtigen CO2-Emissionen in Norderstedt ausmachen und sogar nur wenige Promille des Norder­stedter Pro-Kopf-Ausstoßes an CO2 [15].

Das folgende Beispiel aus dem Jahr 1999 soll die Vorgehensweise wiederum ver­anschau­lichen:

 

Verkehr - ÖPNV

1999

Einheit

Bus

U-Bahn

AKN
Summe

Bedien-km

km

1.373.267

357.203

189.525

 

Durchschnittsverbrauch

l / km

kWh / km

0,35

 

 

1,53

1,00

 

 

 

Jahresverbrauch

l

kWh

480.643

 

 

546.521

189.525

 

 

Emissionsfaktor

kg CO2 / l

kg CO2 / kWh

2,64

 

 

0,117

2,64

 

 

CO2-Emission

t

1.268.898

63.943

500.346

 

Anteil an verkehrlichen CO2-Emission ÖPNV

 

69,2%

3,5%

27,3%

100,0%

Beitrag zu den städtischen CO2-Emission

t CO2 / EW

0,02

0,00

0,01

0,03

 

Datenquellen im Handlungsbereich Verkehr:

 

 

 

eigene Erhebungen

 

 

 

Bundesweite Durchschnittswerte nach [9]

 

 

 

Emissionsfaktoren nach [10]

 

Die Erhebung zuverlässiger Verbrauchsdaten für den MIV stellt erfahrungsgemäß das größte Problem kommunaler CO2-Bilanzen dar. Eine ortsspezifische Ermittlung würde umfassende Verkehrszählungen und -befragungen voraussetzen, die überdies jährlich aktuali­siert werden müssten. Daher wird hier auf das Verursacherprinzip  zu­rückgegriffen. Bekannt und für die örtliche Situation aussagekräftig sind die jährlich veröffentlichten Zahlen für die in Norder­stedt angemeldeten Kraftfahrzeuge [17]. Da es keine Belege für ein vom Bundesdurchschnitt abweichendes Fahrverhalten gibt, wird die durchschnittliche Jahresfahrleistung und ein Durchschnittsverbrauch ge­trennt nach PKW, LKW und Motorrädern (geht in den Emissions­faktor ein) zu Grunde ge­legt.

 

Verkehr - MIV

1999

Einheit

PKW

LKW

Krafträder
Summe

Anzahl der Fahrzeuge
in Norderstedt

Stück

45.059

4.432

2.324

 

durchschnittliche Jahres­fahrleistung

km / a

12.700

24.400

3.900

 

 

Emissionsfaktor

kg CO2 / km

0,24

0,8

0,05

 

CO2-Emission

t

137.339,8

86.512,6

453,2

224.305,6

Anteil an verkehrlichen CO2-Emission MIV

 

61,1%

38,6%

0,3%

100,0%

Beitrag zu den städtischen CO2-Emission

t CO2 / EW

1,90

1,20

0,01

3,11

 

Mindestens ebenso schwierig gestaltet sich die Erhebung von Norderstedt-spezi­fi­schen Aus­sagen zum Flugverkehr. Auch hier muss in Ermangelung weiter diffe­ren­zierter Daten deshalb mit bun­desweiten Durchschnittswerten gearbeitet werden. Dazu wird die Jahresflugleistung im Deutschen Luftraum verwendet, die das Deut­sche Institut für Wirtschaftsforschung anhand von Kerosinabsatzdaten ermittelt. [9] Um auch den auf die Norderstedter Bevölkerung [15] entfallenden Flugverkehr außer­halb der Grenzen Deutschlands zu berücksichtigen, wird mit einem Korrektur­faktor von 1,8 gearbeitet. [8]

 

Verkehr - Flugverkehr

1999

Einheit

Personenflugverkehr

Flugkilometer Inland

Pkm

37,5 * 10 9

Flugkilometer Inland / EW

Pkm / EW

457

Flugkilometer insgesamt / EW (korrigiert mit Faktor 1,8)

Pkm / EW

823

Emissionsfaktor

kg CO2 / Pkm

0,207

CO2-Emission aller Norder­stedter/innen im Flugverkehr

t

170,361* EW

Beitrag zu den städtischen CO2-Emission

t CO2 / EW

0,2

 

 

 

4. Handlungsbereich:                 persönlicher Konsum / Lebensstil 

Ergänzend zu den bislang aufgeführten Handlungsbereichen trägt auch der private Kon­­sum in erheblichem Umfang zur weltweiten Freisetzung des Treibhausgases CO2 mit bei. Hiermit sind diejenigen Ressourcen gemeint, die für die folgende mehr oder weniger energieintensive Art und Weise des täglichen Lebens und des Wirtschaftens aufgewendet werden. Einfluss auf die Höhe der CO2-Emissionen haben

§         unsere tägliche Ernährung (z.B. bewirken ein hoher Fleischanteil und ein hoher Verarbei­tungsgrad sowie ein hoher Anteil an exotischen Produkten einen höheren Wert in der CO2-Bilanz),

§         die Versorgung und der Umgang mit Konsumgütern (z.B. bewirken res­sourcen­intensive Einwegprodukte anstelle langlebiger Konsumgüter oder auch der soge­nannte “Konsum als Selbstzweck” eine Erhöhung des CO2-Ausstoßes). 

§         die Wirtschaftsweise (z.B. bedeutet weltweit arbeitsteilige Herstellung von Konsum­gütern im Zuge der Globalisierung ein Anwachsen des nationalen und internationalen Verkehrs­aufkommens).

 Für die Beschreibung dieser CO2-Emissioen muss auf Pauschalen aus der Literatur zurück­gegriffen werden, die auf Untersuchungen wissenschaftlicher Institute basie­ren. Es wird unter­stellt, dass dieser Faktor innerhalb Deutschlands stärker von indivi­duellen Verhaltens­weisen als von regionalen Einflüssen abhängt. Überdies sind die kommu­nalen Einflussmög­lichkeiten in diesem Hand­lungsbereich eher gering, da die hierfür entscheidenden Rahmen­bedingungen nahezu ausschließlich auf nationa­ler oder inter­nationaler Ebene festgeschrieben oder verändert werden. Eine höhere Aus­sagegenauigkeit ließe sich nur über repräsentative Befragungen in der Norderstedter Bevölkerung erzielen.

Da auch dieser Bereich nennenswert zum CO2-Ausstoß beiträgt, soll er in der Nor­der­stedter Bilanz dennoch aufgeführt werden. Dafür wir­­d eine Pauschale angesetzt, die auf einer Veröf­fentlichung des Klimabündnisses und der Stadt Frank­furt [14] ba­siert. Folgende Faktoren fin­den hierbei Berücksichtigung:

§         die Ernährung mit derzeit 1,8 t CO2 / EW und Jahr,

§         der Konsum mit 2,7 t CO2 / EW und Jahr,

§         wobei die Wirtschaftsweise indirekt in den zuvor genannten Faktoren enthalten ist.

Mit der zu Grunde gelegten Pauschale unterschreitet die angenommene CO2-Menge die von Prof. Hartmut Graßl und Dr. Rainer Klingholz angenommenen CO2-Emissio­nen für dieses Handlungsfeld von 5 t / Einwohner im Jahr [16].

Wenn in diesem Handlungsfeld keine wesentlichen Veränderungen stattfinden, muss der Bei­trag zum Treibhauseffekt durch überdurchschnittliche Einsparungen in ande­ren Handlungs­feldern kompensiert werden.

 

 

D.         Quellen

 

[1]            Protokoll des Umweltausschusses (26/VII) vom 7.12.1995 zu TOP 8.

[2]            Beschluss der Stadtvertretung vom 27.4.1999 zu TOP 5.

[3]            STADT FRANKFURT, ENERGIEREFERAT - 1999 – Wie erstelle ich eine CO2-Bi­lanz für meine Stadt? – in: Dokumentation der 6. Norddeutschen Klima-Bünd­nis-Kon­ferenz 1999, Norddeutsche Klimaschutz-Koordination (Hrsg.) Lüneburg.

[4]            DEUTSCHES INSTITUT FÜR URBANISTIK – 1997 - Klimaschutz in Kommu­nen. Leitfaden zur Erarbeitung und Umsetzung kommunaler Klima­konzepte. -  700 S., Ber­lin.

[5]            KLIMABÜNDNIS E. V. – 2000 - Protokoll zum Workshop “Monitoring und Indi­kato­ren im Klima–Bündnis”. - 7 S., Frankfurt/Main.

[6]            STADT MÜNSTER - 1997 - Energie- und Klimaschutz-Inventur 1995. Berichts­vorlage an den Rat. - 18 S., Münster.

[7]            STADTWERKE NORDERSTEDT – 1987 - Energieversorgungskonzept Norder­stedt. Planstudie des Bundes­ministeriums für Forschung und Technologie und der Stadt Nor­der­stedt. - 120 S., Norderstedt.

[8]            Karl Otto Schallaböck (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie) - mdl. Mit­tei­lung im Januar 2001.

[9]            DER BUNDESMINISTER FÜR VERKEHR (Hrsg.) - 2000 - Verkehr in Zah­len 1999. – 330 S., Berlin.

[10]         UMWELTBUNDESAMT 1999 – Verkehr und Umweltmanagement. Anleitung zur betrieblichen Erfassung verkehrsbedingter Umweltweinwirkungen. - 58 S., Berlin.

[11]         INSTITUT FÜR ANGEWANDTE ÖKOLOGIE E. V. - 2000 - Globales Emissions­modell integrierter System (GEMIS). - Computerprogramm, Version 4.0., Darm­stadt.

[12]         Herr Petersen (Statistisches Landesamt Schleswig Holstein) -  mdl. Mitteilung im Novem­ber 2001.

[13]         SCHALLABÖCK, K. O. - 1995 - Luftverkehr und Klima. Ein Problemfall. Kurzstu­die mit einem Beitrag von Andreas Pastowski. - 71 S., Wuppertal (Wup­pertal Institut für Klima, Luft und Energie).

[14]         KLIMABÜNDNIS E. V. / STADT FRANKFURT, ENERGIEREFERAT - 1995 – Spar die Hälfte! Ihre persönliche CO2-Bilanz – 8 S. , Frankfurt

[15]         STADT NORDERSTEDT, EINWOHNERMELDEAMT - eigene Erhebungen.

[16]         GRASSL, H.; KLINGHOLZ, R. – 1990 – Wir Klimamacher. Auswege aus dem globa­len Treibhaus – 290 S., Frankfurt.

[17]         STADT NORDERSTEDT- o.J. - Statistische Daten der Stadt Norderstedt, 2000. – 15 S., Norderstedt.