Sitzung: 16.01.2002 Ausschuss für Umweltschutz
Beschluss: noch nicht festgelegt
Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
Vorlage: M02/0006
Zum zweiten Mal hatte die EU-Kommission für den 22.9.2001 zu einem
autofreien Tag aufgerufen. Norderstedt hat sich als eine von 1.640 Städten an
diesem Aktionstag unter dem Motto “In die Stadt – ohne mein Auto!” erneut
beteiligt. Die Federführung für Vorbereitung und Durchführung lag wieder beim
Umweltamt. Folgende Erkenntnisse können aus der diesjährigen Teilnahme gezogen
werden:
Positive
Aspekte:
Norderstedt konnte nach den vorliegenden Informationen das
vielfältigste Programm aller Städte in Schleswig-Holstein zum zweiten
“autofreien Tag” bieten. Dazu zählten im Wesentlichen folgende Schwerpunkte:
-
Der gesamte öffentliche
Personennahverkehr (ÖPNV = U-Bahn, AKN, Busse) im Norderstedter Stadtgebiet
konnte an diesem Tag von allen umsonst genutzt werden. Das stieß insbesondere
in den Bussen auf eine spürbar erhöhte Nachfrage.
Da das Angebot schon im Vorjahr in der Bevölkerung gut
angekommen war, sollte auch diesmal mit der kostenlosen Nutzung für den
umweltfreundlichen ÖPNV geworben werden.
-
Dem Namen des Aktionstages
entsprechend waren zwei Straßen in Norderstedt am 22.9. tatsächlich autofrei –
die Rathausallee zwischen der Ulzburger Straße und der Einfahrt zur Polizei
Norderstedt Mitte (also nicht ganz bis zum Buckhörner Moor) sowie die Grootkoppelstraße.
Beide wurden für zahlreiche Aktivitäten genutzt, die sonst auf der Straße nicht
möglich sind (Inline-Skating, Straßenmalerei, Tischtennis, Rollhockey u.a.
Spiele, Testfahrten mit ungewöhnlichen Rädern usw.).
Besonders hervorzuheben sind die vielfältigen Aktivitäten
der Anwohnerinitiative Grootkoppelstraße. Sie haben anlässlich des “autofreien
Tages” ein Straßenfest organisiert und mit einem reichhaltigen Programm eine
große Resonanz auch in die Umgebung hinein erzielt. Nach Aussage der
Beteiligten haben sich die Anwohnerinnen und Anwohner damit selbst ein
unvergessliches Ereignis bereitet, das die guten nachbarschaftlichen Beziehungen
noch verbessert hat und schon deshalb wiederholt werden soll. Die
Privatinitiative hat Einnahmen von über 1.000,-- DM erzielt und der Bertelsmann-Stiftung
zur Förderung der Ausbildung von Waisenkindern gespendet. Der Anlass für diese
Spende waren die Terroranschläge in den USA am 11.9.2001.
Auch in diesem Jahr war die Resonanz auf die autofreien
Straßen wieder sehr positiv. Erneut haben viele Menschen den Wunsch geäußert,
dass sie autofreie Straßen auf jeden Fall wieder wünschen.
-
Auf der Ulzburger Straße
wurde zwischen der Straße Am Hallenbad und der Quickborner Straße ein Umzug
durchgeführt. Ziel des Umzuges war es, auf den Wunsch vieler Bürgerinnen und
Bürger einzugehen, auch die Ulzburger Straße in das Programm einzubeziehen.
Der Umzug sollte in erster Linie Spaß an einer autofreien Fortbewegung
vermitteln und zeigen, dass Mobilität auch ohne Auto möglich ist. Aus
Pietätsgründen wurde kurzfristig auf die ursprünglich vorgesehene Begleitung
durch Samba-Musik und
eine Tanz-Gruppe verzichtet, was
natürlich auch Einfluss auf die Attraktivität des Zuges hatte. Dennoch haben
viele Menschen das Angebot wahrgenommen, auf Skates, Rädern, Pferden und zu Fuß
aktiv an dem Umzug teilzunehmen. Die Norderstedter Polizei hat die Gruppe
bewusst mit zwei Kollegen auf Fahrräder eskortiert, was ganz im Sinne des Anlasses
war.
-
Innerhalb
von einer knappen Woche haben es die Norderstedter Kirchengemeinden geschafft,
auf eine Anregung des Umweltamtes hin eine eigene Veranstaltung in Reaktion
auf die Terroranschläge in den USA zu organisieren. Sie fand auf dem
Rathausplatz statt und damit bewusst in einem der Aktionsbereiche des
“autofreien Tages”. Hierdurch sollte ein Gegengewicht zur Selbstbeschränkung
beim Unterhaltungsangebot gesetzt werden, was mit diesem öffentlichen Zeichen
für Verständigung und ein friedliches Miteinander der Menschen in Norderstedt
auch gelungen ist.
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Der Effekt der Verkehrsberuhigung
ist sowohl von nahezu allen Betroffenen als auch den Gästen als positiv
wahrgenommen worden. Verschiedene Medien haben bereits im Vorfeld anerkennend
festgestellt, dass sich die Stadt mit dem – im Vergleich zum Vorjahr - erweiterten
autofreien Bereich “etwas traut” und ein attraktives Angebot zur Verfügung
stellt. Das passt gut zu den in der Verwaltung eingegangenen Veränderungswünschen,
die allesamt darauf abzielten in Zukunft mehr Straßen zu sperren.
Ausdrücklicher Wunsch war es, dadurch einen größeren Anteil der Bevölkerung die
Vorzüge einer Verkehrsberuhigung erleben zu lassen.
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Das Umweltamt wurde von
vielen Seiten unterstützt. Hervorzuheben sind insbesondere das städtische
Betriebsamt, die Norderstedter Polizei, gemeinnützige Vereine und ihre ehrenamtlichen
Mitarbeiter/-innen sowie viele weitere freiwillige Helfer und Helferinnen. Ohne
diese Hilfe wäre das Veranstaltungs-Programm entweder viel teurer geworden
oder so nicht möglich gewesen.
-
Der “autofreie Tag” ist in
Deutschland erneut auf ein großes Medieninteresse gestoßen. Norderstedts
Teilnahme an diesem Ereignis hat dafür gesorgt, dass die Stadt - zumindest in
Norddeutschland - eine herausgehobene Stellung bei der (regionalen)
Berichterstattung einnahm.
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Sämtliche in Norderstedt
erscheinende Zeitungen, ein Radiosender (NDR) sowie das NDR-Fernsehen
(Schleswig-Holstein-Magazin) haben über die Norderstedter Aktivitäten informiert.
Das Anliegen eines “autofreien Tages” und die verschiedenen Aktivitäten sind
dabei positiv dargestellt worden. Kritisiert wurde hingegen, dass der
KFZ-Verkehr nicht spürbar niedriger lag als an Vergleichstagen.
Verbesserungsbedürftige
Aspekte:
-
Die Werbung für den
“autofreien Tag” in Norderstedt selbst reichte offenbar auch in diesem Jahr nicht
aus. Insbesondere der Bekanntheitsgrad der kostenlosen ÖPNV-Nutzung hätte
deutlich höher sein können, obwohl neben einer Ankündigung in den Zeitungen
und durch öffentlich aushängende Plakate in allen Bussen der VHH wochenlang
darauf hingewiesen wurde.
Mit den im öffentlichen Raum maximal zulässigen 50 Plakaten
lässt sich der gewünschte Verbreitungsgrad nicht erzielen. Was schon für die
öffentliche Aufmerksamkeit hinsichtlich des gesamten Aktionstages gilt, trifft erst recht auf den
einzelnen Beitrag kostenlose ÖPNV-Nutzung
zu. Dabei waren die Werbeplakate für die Stadt sehr kostengünstig zu beziehen
und erreichen über Aufsteller an den Straßen vor allem diejenigen, die (momentan)
nicht mit dem ÖPNV unterwegs sind. Soll im Interesse des Stadtbildes an der
Beschränkung auf 50 Plakate festgehalten werden, sind für künftige
Veranstaltungen vermutlich andere, damit aber meist auch kostenträchtigere
Wege der Werbung unverzichtbar.
Relativ kostengünstige Möglichkeiten, den Bekanntheitsgrad
zu steigern, würden allenfalls in einer zusätzlichen Werbung durch die
Verkehrsgesellschaft Norderstedt bestehen. Dabei sollte die Werbung sowohl in
den Medien als auch in Bussen und Bahnen sowie an den Haltestellen erfolgen.
-
Das Angebot zur kostenlosen
Nutzung des ÖPNV ist gut angenommen worden. Allerdings stellte die
Beschränkung dieses Angebots auf das Norderstedter Stadtgebiet - wie bereits
im vergangenen Jahr - eine spürbare Hürde dar, die eine größere Attraktivität
verhinderte. Neben der sehr kurzen U-Bahn-Strecke stellt vor allem die
Streckenführung der Linie 378 von Norderstedt über Hamburger Stadtgebiet
nach Norderstedt ein Problem dar. Der HVV hat in diesem Bereich jedoch
anscheinend auf eine Fahrschein-Kontrolle verzichtet. Die für einen erheblich
größeren Erfolg eines solchen Kennenlern-Angebots notwendige Kooperationsbereitschaft
Hamburgs scheint (wenigstens bislang) nicht gegeben zu sein. So kann das städtische
Angebot ausgerechnet bei der
in die Hamburger Innenstadt führenden U-Bahn-Linie nicht die volle gewünschte
Wirkung entfalten.
-
Trotz des erweiterten
Angebots an autofreier Stadtfläche
wird insbesondere ein Kritikpunkt häufiger formuliert: Es fahren nach wie vor
am “autofreien Tag” sehr bzw. zu viele Autos in Norderstedt.
Der darin zum Ausdruck kommenden Enttäuschung liegt
offenbar ein Kommunikationsproblem zu Grunde. Norderstedt setzt ganz
bewusst auf Freiwilligkeit und gestaltet den “autofreien Tag”
angebotsorientiert. Es wird also niemand verboten, an diesem Tag mit dem Auto
zu fahren. Wenn sich viele Menschen ähnlich wie sonst verhalten, ist in großen
Teilen des Stadtgebietes nicht viel von einem autofreien Tag zu bemerken. Das
lässt sich mit den auf Freiwilligkeit setzenden Angeboten der Verwaltung auch
nicht ändern. Die Alternative dazu würde in Restriktionen bestehen, die
vermutlich nicht mehr auf die große Zustimmung stoßen würden, wie sie das bisherige
Angebot findet.
Ziel des “autofreien Tages” ist es, attraktive Angebote für
eine autofreie Mobilität zu schaffen. Ferner gehört dazu, den im Normalfall
ausschließlich für Autos reservierten Straßenraum an diesem einen Tag
vielfältiger zu nutzen. Erwünschter Nebeneffekt ist die Entlastung der
Anwohnerinnen und Anwohner von dem als besonders störend empfundenen Straßenverkehrslärm.
Fairerweise müsste die Beurteilung des “autofreien Tages” an diesem Ziel ausgerichtet
werden. Oder es müsste das Ziel dahingehend verändert werden, dass der
Autoverkehr an diesem einen Tag im Jahr tatsächlich spürbar zurückgedrängt
würde – mit allen dazu erforderlichen Konsequenzen.
-
Das Umweltamt bekam erst sehr
spät – nämlich wenige Tage vor der Veranstaltung – die erforderliche
Planungssicherheit. Erst am 11. September ging die Verfügung zur Sperrung der
Rathausallee ein, auf deren Grundlage die zur Absperrung benötigten
Materialien bestellt und finanziell kalkuliert werden konnten. Bis dahin musste
das Umweltamt alle Zusagen nur unter Vorbehalt treffen. So konnten sowohl die
Anwohner/-innen und Geschäftsleute der Rathausallee als auch die am Programm
Beteiligten erst sehr spät über die Sperrung informiert werden. Auch einzelne
Auflagen zur Sperrung waren zeitlich gar nicht mehr rechtzeitig zu erfüllen.
Für die Zukunft ist deshalb eine optimierte Abstimmung im Vorfeld einer
solchen Veranstaltung dringend erforderlich.
Kosten:
Folgende Kosten sind für die Organisation und Durchführung des
autofreien Tages 2001 entstanden:
Position
(mit Erläuterungen) |
Betrag (inkl. MWSt.) |
·
Werbung / Öffentlichkeitsarbeit (Werbeplakate;
Aufstellung der Plakate im Stadtgebiet; sonstige Werbematerialien:
Handzettel, Baumwolltaschen, Fähnchen, Straßentransparente; Pressekonferenz
usw.) |
3.315,09
DM |
·
Künstler / Unterhaltung / Programm (Luftballon-Künstler, Inline-workshop, Spielzeug,
Lichttechnik) |
4.633,76
DM |
·
Straßensperrung (Beschilderung, Absperrungen, mobile Ampel, Auf- und
Abbau usw.) |
12.073,29
DM |
·
Vertragsstrafe (kurzfristige Absage der bestellten
High-Jumping-Quattro-Anlage) |
2.268,00
DM |
·
Sonstiges (Kleinmaterialien usw.) |
423,50
DM |
Summe |
22.713,64
DM |
Durch die Terroranschläge in den USA am 11.9.2001 wurde das Programm
kurzfristig modifiziert. Sämtliche Programmpunkte, die dem Tag einen
(unangemessen) fröhlichen Charakter verliehen hätten, wurden aus dem
städtischen Angebot kurzfristig gestrichen. Dafür wurde die vorgesehene
Vertragsstrafe in Kauf genommen.
Wie bereits im vergangenen Jahr wurde der autofreie Tag zugleich dazu
genutzt, auf Aspekte des Klimaschutzes in der Norderstedter Bevölkerung
aufmerksam zu machen. Zu diesem Zweck diente das Angebot, den ÖPNV am
22.9.2001 kostenlos nutzen zu können. Hierfür sind 3.500,-- DM aus Mitteln für
den Klimaschutz an die Verkehrsgesellschaft Norderstedt bereitgestellt worden.
Mit Personal und Maschinen der Stadt Norderstedt wurden u.a. folgende
Arbeiten erledigt bzw. folgende Angebote erst möglich:
·
Planung, Organisation und
Durchführung der autofreien Tages,
·
Transport, Auf- und Abbau von
Großspielen,
·
Beschaffung, Transport, Auf-
und Abbau der Sandkiste auf der Rathausallee,
·
Absicherung der
Straßensperrung und des Umzuges durch Ordner,
·
veranstaltungsbegleitende
Toilettenreinigung und Abschlussreinigung,
·
diverse Programmpunkte zum
“autofreien Tag” und
·
eine Fotodokumentation.
Fazit:
Am “autofreien Tag” hat sich Norderstedt mit einem angebotsorientierten
Konzept beteiligt, das Alternativen zur Autonutzung in den Vordergrund
gestellt hat. Das ist insgesamt gut angenommen worden und bei großen Teilen
der Bevölkerung positiv aufgenommen worden.
Obwohl der europaweite autofreie Tag 2001 von den Terroranschlägen in
den USA überschattet wurde, hat er mit dem kurzfristig veränderten Programm
dennoch dazu geführt, dass die Idee und die dazu durchgeführten Aktivitäten von
den meisten Norderstedterinnen und Norderstedtern positiv wahrgenommen
wurde. Das liegt nach Auffassung der Verwaltung zu einem wesentlichen Teil
daran, dass alle Aktivitäten als Angebot unterbreitet wurden und niemand zum
Verzicht auf das Auto gezwungen wurde.