Beschluss: noch nicht festgelegt

Abstimmung: JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0

Zum zweiten Mal hatte die EU-Kommission für den 22.9.2001 zu einem autofreien Tag aufgeru­fen. Norderstedt hat sich als eine von 1.640 Städten an diesem Aktionstag unter dem Motto “In die Stadt – ohne mein Auto!” erneut beteiligt. Die Federführung für Vorbereitung und Durchfüh­rung lag wieder beim Umweltamt. Folgende Erkenntnisse können aus der diesjährigen Teil­nahme gezogen werden:

 

Positive Aspekte:

Norderstedt konnte nach den vorliegenden Informationen das vielfältigste Programm aller Städte in Schleswig-Holstein zum zweiten “autofreien Tag” bieten. Dazu zählten im Wesent­lichen folgende Schwer­punkte:

-          Der gesamte öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV = U-Bahn, AKN, Busse) im Norder­stedter Stadtgebiet konnte an diesem Tag von allen umsonst genutzt wer­den. Das stieß insbesondere in den Bussen auf eine spürbar erhöhte Nachfrage.

Da das Angebot schon im Vorjahr in der Bevölkerung gut angekommen war, soll­te auch diesmal mit der kostenlosen Nutzung für den umweltfreundlichen ÖPNV geworben wer­den.

-          Dem Namen des Aktionstages entsprechend waren zwei Straßen in Norderstedt am 22.9. tat­sächlich autofrei – die Rathausallee zwischen der Ulzburger Straße und der Einfahrt zur Polizei Norderstedt Mitte (also nicht ganz bis zum Buckhör­ner Moor) sowie die Groot­kop­pelstraße. Beide wurden für zahlreiche Aktivitäten genutzt, die sonst auf der Straße nicht mög­lich sind (Inline-Skating, Straßenmale­rei, Tischtennis, Rollhockey u.a. Spiele, Testfahrten mit ungewöhnlichen Rädern usw.).

Besonders hervorzuheben sind die vielfältigen Aktivitäten der Anwohnerinitiative Groot­koppelstraße. Sie haben anlässlich des “autofreien Tages” ein Straßenfest organisiert und mit einem reichhaltigen Programm eine große Resonanz auch in die Umgebung hinein er­zielt. Nach Aussage der Beteiligten haben sich die An­wohnerinnen und Anwohner damit selbst ein unvergessliches Ereignis bereitet, das die guten nachbarschaftlichen Beziehun­gen noch verbessert hat und schon deshalb wiederholt werden soll. Die Privatinitiative hat Einnahmen von über 1.000,-- DM erzielt und der Bertelsmann-Stiftung zur Förderung der Ausbildung von Waisenkindern gespendet. Der Anlass für diese Spende waren die Terror­an­schläge in den USA am 11.9.2001.

Auch in diesem Jahr war die Resonanz auf die autofreien Straßen wieder sehr positiv. Er­neut haben viele Men­schen den Wunsch geäußert, dass sie autofreie Straßen auf jeden Fall wieder wünschen.

-          Auf der Ulzburger Straße wurde zwischen der Straße Am Hallenbad und der Quick­borner Straße ein Umzug durchgeführt. Ziel des Umzuges war es, auf den Wunsch vieler Bürge­rinnen und Bürger einzugehen, auch die Ulzburger Straße in das Programm einzubezie­hen. Der Umzug sollte in erster Linie Spaß an einer autofreien Fortbewegung vermitteln und zeigen, dass Mobilität auch ohne Auto möglich ist. Aus Pietätsgründen wurde kurz­fristig auf die ursprünglich vorge­se­hene Begleitung durch Samba-Musik und eine Tanz-Gruppe verzichtet, was natürlich auch Einfluss auf die Attraktivität des Zuges hatte. Den­noch haben viele Menschen das Angebot wahrgenommen, auf Skates, Rädern, Pferden und zu Fuß aktiv an dem Umzug teilzunehmen. Die Norderstedter Polizei hat die Gruppe bewusst mit zwei Kollegen auf Fahrräder eskortiert, was ganz im Sinne des An­lasses war.

-          Innerhalb von einer knappen Woche haben es die Norderstedter Kirchengemein­den ge­schafft, auf eine Anregung des Umweltamtes hin eine eigene Veranstal­tung in Reaktion auf die Terroranschläge in den USA zu organisieren. Sie fand auf dem Rathausplatz statt und damit bewusst in einem der Aktionsbereiche des “autofreien Tages”. Hierdurch sollte ein Gegengewicht zur Selbst­be­schrän­kung beim Unterhaltungsangebot gesetzt werden, was mit diesem öffentlichen Zeichen für Verständigung und ein friedliches Miteinander der Men­schen in Norderstedt auch gelungen ist.

-          Der Effekt der Verkehrsberuhigung ist sowohl von nahezu allen Betroffenen als auch den Gästen als positiv wahrgenommen worden. Verschiedene Medien haben bereits im Vorfeld anerkennend festgestellt, dass sich die Stadt mit dem – im Vergleich zum Vorjahr - erweiter­ten autofreien Bereich “etwas traut” und ein attraktives Angebot zur Verfügung stellt. Das passt gut zu den in der Verwaltung eingegan­genen Verände­rungs­wün­schen, die allesamt dar­auf abzielten in Zukunft mehr Straßen zu sperren. Ausdrücklicher Wunsch war es, dadurch einen größeren Anteil der Bevölkerung die Vorzüge einer Verkehrsberuhigung erleben zu las­sen.

-          Das Umweltamt wurde von vielen Seiten unterstützt. Hervorzuheben sind insbeson­dere das städtische Betriebsamt, die Norderstedter Polizei, gemeinnützige Vereine und ihre ehrenamt­lichen Mitarbeiter/-innen sowie viele weitere freiwillige Helfer und Helferinnen. Ohne diese Hilfe wäre das Veranstaltungs-Programm entweder viel teu­rer geworden oder so nicht mög­lich gewesen.

-          Der “autofreie Tag” ist in Deutschland erneut auf ein großes Medieninteresse gesto­ßen. Norder­stedts Teilnahme an diesem Ereignis hat dafür gesorgt, dass die Stadt - zu­mindest in Norddeutschland - eine herausgehobene Stellung bei der (regionalen) Berichterstat­tung ein­nahm.

-          Sämtliche in Norderstedt erscheinende Zeitungen, ein Radiosender (NDR) sowie das NDR-Fernsehen (Schleswig-Holstein-Magazin) haben über die Norderstedter Aktivitäten infor­miert. Das Anliegen eines “autofreien Tages” und die verschiedenen Aktivitäten sind dabei positiv dargestellt worden. Kritisiert wurde hingegen, dass der KFZ-Verkehr nicht spürbar niedriger lag als an Vergleichstagen.

 

Verbesserungsbedürftige Aspekte:

-          Die Werbung für den “autofreien Tag” in Norderstedt selbst reichte offenbar auch in diesem Jahr nicht aus. Ins­besondere der Bekanntheitsgrad der kostenlosen ÖPNV-Nutzung hätte deutlich hö­her sein können, obwohl neben einer Ankündigung in den Zeitun­gen und durch öf­fentlich aushängende Plakate in allen Bussen der VHH wo­chenlang darauf hingewiesen wurde.

Mit den im öffentlichen Raum maximal zulässigen 50 Plakaten lässt sich der ge­wünsch­te Verbreitungsgrad nicht erzielen. Was schon für die öffentliche Aufmerk­samkeit hin­sichtlich des gesamten Aktionstages gilt, trifft erst recht auf den einzel­nen Beitrag kosten­lose ÖPNV-Nutzung zu. Dabei waren die Werbeplakate für die Stadt sehr kostengünstig zu beziehen und erreichen über Aufsteller an den Straßen vor allem diejenigen, die (mo­men­tan) nicht mit dem ÖPNV unterwegs sind. Soll im Interesse des Stadtbildes an der Beschränkung auf 50 Plakate festgehalten werden, sind für künftige Veranstaltungen vermutlich andere, damit aber meist auch kosten­trächtigere Wege der Wer­bung unverzichtbar.

Relativ kostengünstige Möglichkeiten, den Bekanntheitsgrad zu steigern, würden allenfalls in einer zusätzlichen Werbung durch die Verkehrsge­sell­schaft Norderstedt bestehen. Dabei sollte die Werbung sowohl in den Me­dien als auch in Bussen und Bahnen sowie an den Halte­stellen erfolgen.

-          Das Angebot zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV ist gut angenommen worden. Aller­dings stellte die Beschränkung dieses Angebots auf das Norderstedter Stadt­ge­biet - wie bereits im vergangenen Jahr - eine spürbare Hürde dar, die eine größere Attraktivität verhinderte. Neben der sehr kurzen U-Bahn-Strecke stellt vor allem die Streckenführung der Linie 378 von Nor­derstedt über Hamburger Stadt­ge­biet nach Norderstedt ein Problem dar. Der HVV hat in die­sem Bereich jedoch anscheinend auf eine Fahrschein-Kontrolle verzichtet. Die für einen er­heb­­lich grö­ße­ren Erfolg ei­nes solchen Kennenlern-Angebots notwendige Kooperations­be­reit­schaft Hamburgs scheint (wenigstens bislang) nicht gegeben zu sein. So kann das städti­sche Angebot ausgerechnet bei der in die Hamburger Innenstadt führenden U-Bahn-Linie nicht die volle gewünschte Wirkung entfalten.

-          Trotz des erweiterten Angebots an autofreier Stadtfläche wird insbesondere ein Kritik­punkt häufiger formuliert: Es fahren nach wie vor am “autofreien Tag” sehr bzw. zu viele Autos in Norderstedt.

Der darin zum Ausdruck kommenden Enttäuschung liegt offenbar ein Kommu­ni­ka­ti­onsprob­lem zu Grunde. Norderstedt setzt ganz bewusst auf Freiwilligkeit und ge­stal­tet den “autofrei­en Tag” angebotsorientiert. Es wird also niemand verboten, an die­sem Tag mit dem Auto zu fahren. Wenn sich viele Menschen ähnlich wie sonst ver­halten, ist in großen Teilen des Stadt­gebie­tes nicht viel von einem autofreien Tag zu bemerken. Das lässt sich mit den auf Freiwil­ligkeit setzenden Angeboten der Ver­waltung auch nicht ändern. Die Alternative dazu würde in Restriktionen bestehen, die vermutlich nicht mehr auf die große Zustimmung stoßen wür­den, wie sie das bis­he­rige Angebot findet.

Ziel des “autofreien Tages” ist es, attraktive Angebote für eine autofreie Mobilität zu schaf­fen. Ferner gehört dazu, den im Normalfall ausschließlich für Autos reservier­ten Straßenraum an diesem einen Tag vielfältiger zu nutzen. Erwünschter Nebenef­fekt ist die Entlastung der Anwohnerinnen und Anwohner von dem als besonders störend empfundenen Straßenver­kehrslärm. Fairerweise müsste die Beurteilung des “auto­freien Tages” an diesem Ziel ausge­richtet werden. Oder es müsste das Ziel dahingehend verändert werden, dass der Autoverkehr an diesem einen Tag im Jahr tatsächlich spürbar zurückgedrängt würde – mit allen dazu erfor­derlichen Konse­quen­zen.

-          Das Umweltamt bekam erst sehr spät – nämlich wenige Tage vor der Veran­staltung – die erfor­derliche Planungssicherheit. Erst am 11. September ging die Verfü­gung zur Sperrung der Rathausallee ein, auf deren Grundlage die zur Absperrung benö­tigten Materialien bestellt und finanziell kalkuliert werden konnten. Bis dahin musste das Umweltamt alle Zusagen nur unter Vorbehalt treffen. So konnten sowohl die Anwohner/-innen und Geschäftsleute der Rathaus­allee als auch die am Pro­gramm Beteiligten erst sehr spät über die Sperr­ung informiert wer­den. Auch einzelne Aufla­gen zur Sperrung waren zeitlich gar nicht mehr rechtzeitig zu erfül­len. Für die Zu­kunft ist deshalb eine optimierte Abstimmung im Vorfeld einer solchen Veran­stal­tung dringend erforderlich.

 

Kosten:

 

Folgende Kosten sind für die Organisation und Durchführung des autofreien Tages 2001 entstan­den:

 

Position (mit Erläuterungen)

Betrag (inkl. MWSt.)

·         Werbung / Öffentlichkeitsarbeit  (Werbeplakate; Auf­stel­lung der Plakate ­im Stadtgebiet; sonstige Werbematerialien: Handzettel, Baumwolltaschen, Fähnchen, Straßentranspa­rente; Pressekonfe­renz usw.)

3.315,09 DM 

·         Künstler / Unterhaltung / Programm (Luftballon-Künstler, In­line-work­shop, Spielzeug, Lichttechnik)

4.633,76 DM

·         Straßensperrung (Beschilderung, Absperrungen, mobile Ampel, Auf- und Abbau usw.)

12.073,29 DM

·         Vertragsstrafe (kurzfristige Absage der bestellten High-Jumping-Quattro-Anlage)

2.268,00 DM

·         Sonstiges (Kleinmaterialien usw.)

423,50 DM

Summe

22.713,64 DM

Durch die Terroranschläge in den USA am 11.9.2001 wurde das Programm kurzfristig modifi­ziert. Sämtliche Programmpunkte, die dem Tag einen (unangemessen) fröhlichen Charakter ver­liehen hätten, wurden aus dem städtischen Angebot kurzfristig gestrichen. Dafür wurde die vor­gesehene Vertragsstrafe in Kauf genommen.

Wie bereits im vergangenen Jahr wurde der autofreie Tag zugleich dazu genutzt, auf Aspekte des Klimaschutzes in der Norderstedter Bevölkerung aufmerksam zu machen. Zu diesem Zweck dien­te das Angebot, den ÖPNV am 22.9.2001 kostenlos nutzen zu können. Hierfür sind 3.500,-- DM aus Mitteln für den Klimaschutz an die Verkehrsge­sellschaft Norderstedt bereitgestellt wor­den.

Mit Personal und Maschinen der Stadt Norderstedt wurden u.a. folgende Arbeiten erle­digt bzw. fol­gende Angebote erst möglich:

·         Planung, Organisation und Durchführung der autofreien Tages,

·         Transport, Auf- und Abbau von Großspielen,

·         Beschaffung, Transport, Auf- und Abbau der Sandkiste auf der Rathausallee,

·         Absicherung der Straßensperrung und des Umzuges durch Ordner,

·         veranstaltungsbegleitende Toilettenreinigung und Abschlussreinigung,

·         diverse Programmpunkte zum “autofreien Tag” und

·         eine Fotodokumentation.

 

Fazit:

Am “autofreien Tag” hat sich Norderstedt mit einem angebotsorientierten Konzept betei­ligt, das Alternativen zur Autonutzung in den Vordergrund gestellt hat. Das ist insgesamt gut an­genom­men worden und bei großen Teilen der Bevölkerung positiv aufgenommen worden.

Obwohl der europaweite autofreie Tag 2001 von den Terroranschlägen in den USA überschattet wurde, hat er mit dem kurzfristig veränderten Programm dennoch dazu geführt, dass die Idee und die dazu durchgeführten Aktivitäten von den meisten Norder­stedterinnen und Norderstedtern po­sitiv wahr­genommen wurde. Das liegt nach Auffas­sung der Verwaltung zu einem wesentlichen Teil daran, dass alle Akti­vitäten als An­gebot unter­breitet wurden und niemand zum Verzicht auf das Auto ge­zwungen wurde.