Sitzung: 20.09.2023 Umweltausschuss
Vorlage: M 23/0380
Sachverhalt:
Bis 2045 soll die
Energieversorgung in Deutschland klimaneutral sein. Das dänische Sonderborg hat
die Hälfte des Weges dorthin bereits hinter sich und möchte ebendieses Ziel
schon 2029 erreichen.
Eine Delegation der
Verwaltung und der Stadtwerke Norderstedt trafen sich mit Vertretern der
süddänischen Kommune um dahingehend von ihren Erfahrungen zu lernen.
Bereits 2007 hat eine Gruppe
zukunftsorientierter Bürger das wegweisende Projekt in einer
öffentlich-privaten Partnerschaft mit dem Titel „ProjectZero“ in Sonderborg
verankert. Von da an basierte ProjectZero auf einer intensiven lokalen
Zusammenarbeit, der Einbindung von Bürgern und Unternehmen sowie auf der
Entwicklung von Fähigkeiten und Wissen, was die Denkweise der gesamten Region
verändert hat. Industriepartner haben
sich z.B. verpflichtet, nachhaltige Praktiken zu übernehmen und ihre
Umweltauswirkungen zu reduzieren. In dem Austauschgespräch mit dem
Bürgermeister von Sonderborg und Projektverantwortlichen von ProjectZero wurde
außerdem klar, dass ein stetiger Zuspruch seitens der Politik für das Projekt
fundamental für den Erfolg ist.
Sonderborg - mit dessen ca.
75.000 Einwohner, die über ländliche Gebiete und Städte verstreut sind - hat
mit ProjectZero bereits weltweite Anerkennung gefunden. Nicht nur für die
erzielten Einsparungen, sondern auch für die angewandten Methoden und Ansätze.
Faith Birol, Leiterin der Internationalen Energieagentur (IEA), bezeichnete
Sonderborg während der globalen Energieeffizienzkonferenz, die Anfang Juni
20222 dort stattfand, als „Hauptstadt der Energieeffizienz“.
Eines der großen Schlüssel
zum Erfolg ist die Fernwärme. Sie ist im Endeffekt klimaneutral und kombiniert
Solarthermie, Abwasser, Klärschlamm, Wärme und Abwärme. Die Verknüpfung aller
Energiequellen und des gesamten Energieverbrauchs über dieses effiziente
Fernwärmenetz sei daher der Schlüssel zu den Klimaneutralitätszielen der Stadt.
Während Städte wie Berlin oder Norderstedt das Wasser auf mehr als 90 °C
erhitzen, arbeitet das Netz der dänischen Stadt mit etwa 55 °C. Je höher die
Temperatur ist, desto mehr Verluste gibt es. Da die Temperaturen so niedrig
sind, ist es einfacher, die Abwärme aus dem Supermarkt oder der Fabrik von
Danfoss zu nutzen. Jüngst haben die Stadt Norderstedt und die Stadtwerke
Norderstedt mit der Erstellung eines kommunalen Wärmeplans begonnen, der schon
im Juli 2024 fertig sein soll. Unter der Berücksichtigung des Gebäudebestands,
des Stadtentwicklungsplans, der aktuellen Versorgungsinfrastrukturen und der
Energiestrategie der Stadtwerke ermittelt der Wärmeplan Wärmebedarfe und
potentielle regenerative Energiequellen, schlussendlich den künftigen
Wärmebedarf der Stadt und weist die jeweils beste Lösung zur Wärmeversorgung
aus.
Die Bedeutung der von
Sonderborg vorgeschlagenen Lösungen geht jedoch über das rein Technische
hinaus: Die Stadt zeigt, wie wichtig es ist, die Bevölkerung vor Ort zu
mobilisieren, um die oft seismischen Veränderungen zu unterstützen, die für die
Überholung eines kohlenstoffhaltigen Systems erforderlich sind. Dieser Umstand
zielt auch in die Kerbe der Energieagentur für Norderstedt, die von seitens der
Stadtverwaltung befürwortet wird.
Zusätzlich beinhaltet die
Initiative von Sonderborg energieeffiziente Stadtplanung und Verkehrslösungen.
Die Gemeinde hat die Nutzung von Fahrrädern, Elektrofahrzeugen und den Ausbau
der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur gefördert, was zu verringerter
Luftverschmutzung und Stauung führt. Diese Bemühungen sind mit
Gemeinschaftsprogrammen zur Beteiligung der Bürger an umweltfreundlichen
Praktiken verbunden.
Um diesen Kraftakt der
angestrebten Klimaneutralität zu bewerkstelligen, arbeiten insgesamt 75
Mitarbeiter, die sich um die Dekarbonisierung der verschiedenen Sektoren
kümmern, für ProjektZero.
Je nach Interesse kann die
Stadtverwaltung auch mit einem Besprechungspunkt und einer Präsentation noch
ausführlicher über Sonderborg und ProjectZero berichten.